Oh, diese Scheinheiligkeit!

Es gab da neulich auf RAI Südtirol in der Sendung „Pro & Contra“ eine Diskussion über die Notwendigkeit/den Wunsch der Anerkennung von Ehen unter gleichgeschlechtlichen Paaren. Es diskutierten Andreas Unterkircher, Präsident von „Centaurus“ und bekennender Schwuler, und ein Herr Lois Taibon, Obmann – glaube ich – der Pustertaler Südtiroler Freiheitlichen (es wäre ja übrigens schön, wenn man bei RAI Südtirol endlich anfinge, seine Sendungen auch im Internet zur Verfügung zu stellen). (mehr …)

Mehr Entscheidungsmacht dem Volke! (Oder doch besser nicht?)

Das war mal wieder interessant: Der „Presseclub“ bei Phoenix zum Thema TTIP, ein sehr interessantes Gespräch, finde ich, und verlinke das Video dazu. Hinhören lohnt sich.

TTIP bewegt mich, aber – ich geb’s ja zu – sehr viel weniger wegen seiner selbst, als vielmehr, weil die Diskussion darüber so klar und deutlich aufzeigt, in welch überaus komplexer Welt wir leben, und dass es für ganz normale Bürger fast unmöglich ist, sich zu den großen Themen unserer Zeit eine fundierte, ausgewogene Meinung zu bilden. Nichtsdestotrotz habe ich, seit TTIP die Wogen hochkochen lässt, eine Vielzahl von Online-„Petitionen“ erhalten, und von ungezählten Protestaktionen gelesen, und frage mich: Weiß die Mehrheit der Unterzeichner und Protestierer denn überhaupt, was sie unterschreibt, und wogegen sie protestiert? (mehr …)

Auswandern, Einwandern, Wandern

Menschen wandern, Menschen wandern ein, Menschen wandern aus. Das war schon immer so, und es wird wohl auch immer so bleiben. Auch wir Südtiroler könn(t)en ein (so genanntes) Lied davon singen, wenn wir denn wollten, über Auswanderung vor allen Dingen. Denn es ist noch gar nicht lange her, dass unsere eigenen Ahnen ihre Heimat verlassen mussten, weil es hier kein Auskommen gab, für sie nicht und für ihre Familie(n) nicht. Viele der Unseren wanderten aus, in die fernsten Länder, andere „nur“ über die Grenze, manche wanderten mit ihrer Handelsware monatelang durch aller Herren Länder, bevor sie wieder heimkehrten. (mehr …)

Und keineR sagt was

Mag sein, ich bin übermäßig empfindlich auf diesem Ohr; mag sogar sein, ich habe das eine oder andere Vorurteil; mag sein, ich sehe Gespenster und mag sein, nicht zuletzt, ich bin ein bisschen überbesorgt.

Jedoch: Da draußen, in der weiten Welt hinter unseren engen Bergen, wollen zwei „rechtspopulistische“ Parteien künftig gemeinsame Sache machen, gegen Europa, gegen die Einwanderer und überhaupt: Gegen so ziemlich alles, was anders ist, und sei es nur ein bisschen. Dieser Umstand wird allgemein reichlich gelassen aufgenommen – viel zu gelassen, für meinen Geschmack. (mehr …)

Südtirol der Bürger

Enrico Letta hat gestern laut ARTE Journal im Rahmen von „Europa Nova“ (ab Minute 5) eine viel beachtete Rede gehalten, in der er eine sehr schöne Idee schuf: Ein „Europa der Bürger gegen das Europa der Populisten“.

Ja, habe ich mir gedacht, das müsste doch auch bei uns gehen: Ein Südtirol der Bürger, statt dem Südtirol der Populisten. Denn es bedrückt mich, wirklich, dass z. B. die Freiheitlichen auf ein 7. Landtagsmandat hoffen können, und die Grünen um ein drittes bangen müssen.

Tröstlich in dieser Sache: Arno Kompatscher, der wahrscheinliche Südtiroler Landeshauptmann ab morgen, möchte mit den Freiheitlichen lieber nicht zusammen arbeiten, während er „gegen die Grünen keine Vorbehalte“ hat. Das spricht für ihn, und lässt hoffen, für die Gesellschaft, die wir werden können.

Populismus

Ich grüble schon länger darüber, wie das ist, mit dem Populismus. Kaum, dass eineR von den politisch Aktiven ein wenig Bodenhaftung an den Tag legt, wird auch schon drüber gefahren, mehr oder minder heftig, und „Populismus“ gebrüllt. Was ja übrigens auch schon wieder populistisch ist.

Ich jedenfalls frage mich, was da so falsch dran sein soll, nah dran zu sein am Volk. Oder geht es in der Politik etwa nicht gerade um das Volk? Wie sollen dann Politiker nicht populistisch sein? Das erklär mir doch bitte mal eineR. Mir jedenfalls kam auch schon mal der Zweifel, ob da nicht die hohen Herren Politiker sich etwa abgrenzen wollen, vom niederen Volk, und denen da unten möglichst nachhaltig verklickern, dass sie eh nix verstehen, von der Politik, und also die hohen Herren Politiker doch bittschön am besten in Ruhe machenschaften lassen sollen.

Von Auswanderern, den eigenen und anderen

Auf facebook bin ich heute auf ein kleines YouTube-Video aufmerksam geworden, einen Film über unsere Trentiner Schwestern und Brüder, die im vorletzten Jahrhundert nach Brasilien ausgewandert waren, ein paar beeindruckende Bilder übrigens, die sich über die Gezeiten des Lebens gerettet haben. Wir alle kennen diese Geschichten, nicht wahr, und wir kennen die traurigen Gründe, aus denen diese vielen Menschen ihre Heimat verlassen mussten. Diese armen Teufel waren keineswegs Abenteurer, und es waren auch nicht Fernweh oder die Neugier auf andere Kulturen, die sie von zu Hause fort trieben, sondern die schiere Not, der Hunger, und wahrscheinlich ein Fünkchen Hoffnung auf ein besseres Leben. (mehr …)