Ich habe das ja bei anderer Gelegenheit schon einmal gesagt: Ich bin es gewohnt, zu grüßen – selbstverständlich auch Fremde, wenn die Situation, in der ich diesen begegne eine ist, die ein „Übersehen“ nicht zulässt, bzw. Augenkontakt fast unausweichlich ist, und alles andere als ein freundlicher Gruß als Unhöflichkeit aufgefasst werden müsste/könnte. Ich erwarte mir dann auch, wieder gegrüßt zu werden, und werde innerlich sehr kratzig, wenn Menschen sich an diese ungeschriebene Regel des Lebens in den Bergen nicht halten. Das kommt vor, selten zwar, aber doch.
Als dann aber vor zwei Jahren – boah, wie die Zeit vergeht, mir kommt’s vor, als sei’s erst gestern gewesen, nur die Sehnsucht nach jenen Tagen wächst und wächst – meine Tochter und ich einen Monat und etwa 800 km lang quer durch Italien stiefelten, lernte ich eine neue Qualität, oder gar Macht, eines schlichten Grußes kennen. Und das kam so:
Gar nicht selten wanderten wir stundenlang, ohne einer Menschenseele oder auch nur einem Zeichen menschlichen Lebens zu begegnen – was ich übrigens nie gedacht hätte, in der Vorbereitung unserer Reise; vielleicht hätte ich sonst diese Großwanderung gar nie gewagt. (Es ist manchmal gut, dass man vorher nicht weiß, was einer nachher bevorsteht.) Da wird’s einer Frau schon mal ungemütlich zumute, wenn sie sich in einem solchen Umfeld, beispielsweise, mitten in einem Wald plötzlich zwei Männern gegenüber sieht, die mit schwerem Arbeitsgerät „bewaffnet“ sind; oder einer ganzen Gruppe junger Männer, die in den Olivenhainen arbeiten; oder einem langsam fahrenden Auto auf einsamen Feldwegen (die Sinne werden bei einer solchen Wanderung schnell geschärft, in allen Belangen). Das Handy hatte übrigens keineswegs überall Empfang (auch so eine Sache, von der es gut ist, dass ich sie vorher nicht wusste…), und natürlich ist ein ca. 16-Kilo-Rucksack auf den Schultern auch eher Hindernis denn Hilfe, wenn rasches Handeln angesagt wäre. Wie gesagt, da kann’s einer schon mulmig werden. Kleiner Einschub: Diese ist wohl ein Art von Angst, vor der Männer eher gefeit sind. Was natürlich nicht heißen soll, dass Männer nicht Opfer von Überfällen oder Übergriffen werden werden. Aber das ist, ich vermute es stark, eine andere „Qualität“ von Überfall. Jedenfalls aber sind Männer körperlich besser gewappnet, und vorbereitet. Ich wüsste jetzt auf die Schnelle nicht zu sagen, welcher der einfachere Weg wäre, dieses Ungleichgewicht aus der Welt zu schaffen. Indem die Frau sensibilisiert wird? Oder doch besser der Mann?
Schon sehr bald erkannte ich aber, dass mir in solchen Situationen, von denen wir, eh klar, gar einige durchlebten, die alte Bergler-Regel des „Grüßen!“ sehr nützlich sein konnte. Denn ich habe, wann immer mir unangenehm zumute war oder werden wollte (bzw. dann ganz besonders), einfach frühzeitig meine Hand zu einem weithin unmissverständlichen Gruß erhoben. Diese kleine Maßnahme wirkte, und sehr rasch, auf beiden Seiten: Auf der eigenen war der Angstbann damit unmittelbar gebrochen; was er auf der anderen Seite auslöste, weiß ich nicht. Tatsache ist aber, dass meine Grüße ausnahmslos und sehr freundlich erwidert wurden, und mehr als einmal entwickelten sich schöne bis wertvolle Gespräche, aus ursprünglichen Angst-Situationen.
Fazit 1. So einfach ist das.
Fazit 2. Unterschätze nie die Macht der einfachen Dinge.
PS: Seither mache ich das übrigens immer so, wenn’s mir irgendwo unangenehm zumute sein will: Ich grüße. Laut und vernehmlich. Bisher wurden meine Grüße auch immer erwidert. Ich denke, ich bekäm’s mit der richtigen Angst zu tun, wenn/wo dem nicht so wäre.
Das Beitragsbild zeigt übrigens einen der beiden „Torri d’Orlando“ inmitten der endlosen Haselnusspflanzungen bei Capranica.
Il complesso detto “Torri d’Orlando” si trova in uno dei tratti più suggestivi della Francigena laziale, sulla Via Cassia antica, immerso nei noccioleti che caratterizzano questa parte del percorso. Le Torri asono ruderi di epoca romana, posti sui due lati della strada e da identificare molto probabilmente con ciò che resta di sepolcri destinati agli antichi proprietari di queste terre. Il loro soprannome deriva dalla particolare altezza di almeno due di essi, il più alto, composto da un tumulo cilindrico su base quadrangolare, raggiunge i quindici metri. Accanto ai ruderi romani c’è un’altra Torre, ma di epoca medievale. Si tratta di un campanile diroccato, in blocchi di tufo e con le pareti decorate da archetti pensili e lesene, che apparteneva a una chiesa oggi non più esistente, i cui resti sono stati oggetto di indagini archeologiche negli anni ’60 del Novecento. L’edificio era lungo 37 metri e largo 21, aveva tre navate, tre absidi, una cripta e un’unica porta in facciata. Alcuni studiosi la identificano con la chiesa di Santa Maria in Campis, nota solo dalle fonti.