„(…) müssten wir neu verhandeln“, sagt der Migrationsforscher und Kulturwissenschaftler Özkan Ezli in diesem schönen Gespräch über den „Burkini“ und die damit verbundenen Herausforderungen für europäische Gesellschaften.

„Verhandeln“, habe ich mir gedacht, was für ein schöner Ausdruck das doch ist, für ein schönes Tun. Unmittelbar danach aber ist mir der unschöne Schatten eingefallen – aufgefallen -, den diese uralte Menschentechnik im Schlepptau führt, wie lange das schon so ist, weiß ich nicht. Jedenfalls aber kommt mir vor, dass bei „verhandeln“ immer auch oder überhaupt nur (mehr) ein „über den Tisch ziehen“ mitschwingt, und dass also, im heutigen Verständnis des Begriffs, „besser verhandelt, wer besser über den Tisch zieht“.

Das ist schade, denn im Grunde ist doch „verhandeln“ das genaue Gegenteil davon, nämlich die Kunst der Annäherung an das Gegenüber, ist ein Ausprobieren, ein Ausloten der eigenen und der Grenzen des Gegenübers – und somit immer auch ein Lernprozess, und sei er noch so geringfügig.

Und ja, ich bin überzeugt: Eine gute Verhandlung ist dann eine solche, wenn alle Beteiligten mit einem guten Gefühl aus ihr hinaus gehen, jedeR in der Gewissheit, einen Gewinn – keinen Sieg! – nachhause zu tragen.

Vielleicht, habe ich mir also gedacht, sollten wir, insgesamt, ganz besonders aber angesichts der neuen Herausforderungen unserer Tage, wieder mehr verhandeln, Grenzen ausloten, neue und alte, die eigenen und die der anderen. Denn es ist durchaus denkbar, meine ich, dass am Ende der Verhandlung zwar kein Sieg steht, für keine Seite, aber ein Gewinn, für alle Seiten.

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