Ich habe mich mal wieder heftig geschämt, gestern, bei den Abend-Nachrichten, als der Herr Stocker (war er es? ich kenne diese Leute nicht so gut) erzählte, wie das Krankenhaus (!) der richtige Ort sei, um Einwanderer, jene ohne Papiere und also ohne „Status“, zur Anzeige zu bringen.

Es ist unerträglich. Dass sich „Politiker“ wie der „Herr“ Pius Leitner (ja, die Anführungszeichen um den Herrn sind bewusst gesetzt, denn ein Herr ist ein Herr, und Pius Leitner ist keiner) und sein Gefolge sich nicht schämen, als Christen, als die sie sich so gern unter die Leute und das Wahlvolk bringen, laut und öffentlich anzuklagen, dass die Kosten für eine sanitäre Erst- und Grundversorgung jener armen Teufel, die aus ihren Heimatländern flüchten (müssen), 100.000 Euro pro Jahr übersteigen. Ich muss aber auch sagen, dass es mich überrascht, zu sehen, welche Aufmerksamkeit diesen und ähnlichen Un-Sagern dieser und ähnlicher Un-Politiker gewidmet wird, von den „großen“ heimatlichen Medien, und wie die keineswegs versuchen, die falschen Töne solcher Statements herauszustreichen. Aber so geht’s wohl, das Stimmung Meinung machen.

Wie viel kostete nochmal Herr Kompatscher’s Empfang für seine Freunde, den Herrn Renzi und den Herrn Faymann, auf Schloss Prösels, neulich? 70.000 Euro? Für zwei Tage? Für überfütterte Menschen in teurer Kleidung? Habe ich den Herrn Pius Leitner jammern gehört? Oder den Herrn Stocker? Habe ich nicht, kein bisschen, aber vielleicht waren sie ja unter den Feiernden.

Es ist nicht Aufgabe der Ärzte, und es nicht Aufgabe der Bürger, hilfsbedürftige Menschen bei den Behörden anzuzeigen. Aber noch viel weniger ist es  Aufgabe von Politikern, Menschen gegen andere Menschen aufzuhetzen und Unfrieden zu stiften unter der Bevölkerung, Neid und Missgunst zu schüren, und die Armen gegen die noch Ärmeren aufzubringen, ihre Sorgen und Ängste für die eigenen, wahltaktischen Zwecke zu benutzen und auszunutzen. Es ist aber sehr wohl Aufgabe der Politiker, dafür zu sorgen, dass es allen Menschen gut geht, in ihrem Land. Wenn sie dazu nicht imstande sind, dann ist das nicht die Schuld der armen Einwanderer, und auch nicht die Schuld der armen Bürger, sondern einzig und allein die Schuld von Politikern, die einen schlechten Job machen.

Und es ist maximal beschämend für ein Land wie das unsere, das nur so strotzt vor Reichtum und Jahrhundert- und Jahrtausend-Tunnels und unsinnigen Prestige-Bauten, öffentlich 100.000 Euro zu kritisieren, die im Verlauf eines Jahres für die ärztliche Versorgung von Menschen aufgebracht werden, und es ist feige, dass zu tun, indem man mit dem Finger auf den „illegalen“ Status der Behandelten zeigt.

Es gibt, da bin ich mir ganz sicher, genug Geld für alle, für die Einheimischen, die Hilfe brauchen, und  für die Menschen aus fernen Ländern, die auch Hilfe brauchen. Denn was fehlt, ist nicht das Geld. Was fehlt, ist das Bewusstsein.

Ich würde, nicht zuletzt, all die „Heimat“-Politikerinnen gern an den alten, heimatlichen Spruch erinnern, laut dem es dem Selbst  gut geht, wenn es dem Nachbarn gut geht, und daran, dass unsere Welt klein geworden ist: Was noch gestern ferne und fremde Länder waren, sind heute Nachbarn, auch wenn ein Meer zwischen ihrem und unserem Heimatland liegt und sie andere Trachtenjanker tragen als wir das tun.

NB: Ich finde es übrigens auch recht schwach, wenn in den Erklärungen und Rechtfertigungen stets auf das „italienische Gesetz“ verwiesen wird, an das man sich halte. Mag sein, das ist korrekt – richtig ist es deshalb aber noch lange nicht. Denn richtig ist, oder wäre, dass es ein Menschengesetz ist, und eine Menschenpflicht, anderen Menschen in Not zu helfen. Nicht nur, wenn man Ärztin ist.

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