Hat mir heute ausgesprochen gut gefallen: Das jüngste Kind aus dem Hause „Initiative für mehr Demokratie“. Man möchte dort nämlich die derzeitigen Wahl-Schranken aufheben, zugunsten einer lebendigeren und dynamischeren Politik. So stelle ich mir jedenfalls das Ergebnis vor, nachdem ich mir den Sprecher der Initiative im Video angehört habe:

Zur Zeit wählt ja nämlich in Wahrheit niemand, wen sie wählen will, sondern nur und ausschließlich, wen er wählen darf, und zwar nach dem sehr selektiven Willen einiger Partei-Machthaber, offizieller und inoffizieller, die auch an der Macht bleiben wollen – und also in die vorderen Ränge, in die eigene Nähe oder überhaupt in die eigene Partei nur lassen, wer ihnen a) nicht gefährlich wird und b) das eigene Strickmuster nicht stört. Junge, kreative, innovative Querdenker*innen, oder überhaupt Neues, wie z. B. Frauen, sind da naturgemäß eher nicht willkommen, oder gar vorgesehen. Ich muss übrigens immer herzlich lachen, wenn Quotengegner sich echauffieren, weil – angeblich – die Frauenquote „dem Prinzip der freien Wahl“ zuwiderlaufe. Wie blind muss man sein wollen.

Auch der so genannte – archaisch anmutende – „Fraktionszwang“ gehörte übrigens nach dem Willen der Initiative einer düsteren Vergangenheit an, einer, in der Menschen nicht mit ihren eigenen Köpfen denken, sondern zu gehorchen haben. Das wirft doch, finde ich, einen düsteren Schatten an die Wand unserer modernen Tage, nämlich das uralte Bild eines geschlossenen Clans, dessen Angehörige sich ihren Anführern und deren Mind- und Menschenmap bedingungslos zu fügen haben.

Die aktuellen Wahlmodi sind also doch im Grunde nichts anderes als ein System zur Festigung bestehender und altüberlieferter, dicht gewebter, ja fast schon inzestuöser Machtverhältnisse. Veränderung ist darin jedenfalls nicht möglich, allenfalls solche im Sinne des Familienoberhauptes im „Gattopardo“: Se vogliamo che tutta rimanga com’è (bisogna che tutto cambi).

Ja, und weil ich schon mal bei männlichen Herrschaftsgewohnheiten bin, muss auch noch kurz betrachtet werden, was Herr Demichiel in seinem Interview ebenfalls erwähnt, nämlich: Die aktuelle Konkurrenz-Situation zwischen Regierung und Opposition. Einmal davon abgesehen, dass diese Grundstruktur aller Politik niemals ein bestes Ergebnis zeitigen kann, sondern immer nur und ausschließlich einen kleinsten gemeinsamen Nenner, auch bekannt unter „das kleinere Übel“, oder: der Kompromiss, der mehr oder weniger faule.

An dieser Stelle setze man, um des freien Spiels der Gedanken willen, doch einmal „Konsens“, wo derzeit „Kompromiss“ steht. Ergibt sich da nicht gleich ein ganz anderes Bild? Nämlich das einer freien und intelligenten Politik – mit den besten Ergebnissen für alle?

Ausdrücklich erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang auch, was jedenfalls – und sehr irritierend – auffällt, wenn frau sich das Bild von Regierung und Opposition vor das geistige Auge holt, und dabei vor allem klassische Kampfformationen ausmacht, oder auch: Rang-, Ring- und Hahnenkämpfe der alten Helden, im Designer-Anzug von der Stange der Nuller Jahre. Ich gegen dich, du gegen mich, und alle gemeinsam Front gegen die anderen. ManN misst sich, manN ringt sich nieder, auf dass der Stärkere gewinnen möge.

Der Bessere hingegen, oder die Beste gar, die sitzen irgendwo draußen, weit weg von den Zirkeln der Macht in den Kampfhallen der Politik. Von öffentlicher Beratung kann schon gar keine Rede sein, meine ich: Meistens geht es darum, die eigene Sicht der Dinge durch zu drücken, wobei man – die Alfamänner! – kein bisschen zögert, harte und härteste Bandagen anzulegen.

Ja, ich finde diesen jüngsten Anlauf der Initiative für mehr Demokratie sehr anregend, und so erfrischend wie eine Limonade an einem schwülen Sommertag. Und, ganz nebenbei, sehe ich darin sehr viel Spielraum für einen „weibliche/ren“ Politikstil (@ „was anders wäre“), im Sinne von: Lasst uns nach einer Lösung suchen, nicht nach der Konfrontation.

PS: Hier übrigens ein sehr spannender Text, über einen sehr interessanter Ansatz, wie auch gewählt werden könnte. Wenn auch nicht unbedingt im Sinne der Initiative für mehr Direkte Demokratie (denn die hat ihre Tücken meine ich, heute mehr denn je).

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