Dieses wunderbare Projekt der ARGE ALP über deutsche Dialekte im Alpenraum – bitte mehr davon! – hat mich daran erinnert, dass ich schon seit einer Weile gern eine Frage in den Raum geworfen hätte zu einer Südtiroler Redensart, die mich – heftig – ins Grübeln gebracht hatte.
Es geht darum, dass manche Südtiroler*innen manchmal sagen, jene oder jene andere Person habe „a Maßl“ (mit schwerem, langem „a“), und mithin – auf gut Deutsch – „Glück“ gehabt. Nun bedeutet aber „a Maßl hobm“ eigentlich – übersetzt in „richtiges Deutsch“ – beziehungsweise bedeutet es auch „Augenmaß haben“. Demzufolge müsste also eine Person, die „a Maßl“ gehabt hat, Augenmaß darin gehabt haben, sich an einem Unglück vorbei zu manövrieren, also gewissermaßen haarscharf daran vorbei geschrammt sein.
Eine andere Erklärung für die eigenwillige Redewendung des „a Maßl hobm“ wollte mir nicht einfallen, trotz heftigen Grübelns, und Suchens. Auch die Tatsache, dass „Augenmaß haben“ sehr viel mehr mit Können und Erfahrung zu tun hat als mit Glück, machte meine Suche nach Erleuchtung nicht gerade einfacher, sondern eher noch ein bisschen verwirrender. Andererseits, überlegte ich vor mich hin, hält bekanntermaßen das Glück sich ja mit Vorliebe dort auf, wo es Können (Erfahrung) vorfindet – und beschloss, mich mit der Erklärung, die ich mir mit ein wenig Mühe und viel Fantasie zurecht geschustert hatte, zufrieden zu geben: A Maßl (hobm) im Sinne von „Augenmaß“ im Sinne von „Tüchtigkeit gepaart mit Können“ im Sinne von „Glück haben“.
Beziehungsweise konnte ich eine andere, bessere nicht ausfindig machen, und fehlten nicht zuletzt Antworten oder Hinweise von anderer Seite – welcher auch immer – völlig (apropos: der fachgerechten Pflege unseres Dialektes wird ja, scheint mir, nicht allzu viel Aufmerksamkeit geschenkt, von offizieller Seite zumal. Falls doch, bekommt die gemeine Öffentlichkeit nicht viel davon mit, was ich schade fände, denn ihr gehört er ja, gewissermaßen, der Dialekt, und jedenfalls steht er ihr zu.)
Dabei hätte ich es eigentlich auch gern belassen wollen – so wichtig war die Sache ja schließlich auch wieder nicht. Doch hatte ich meine Rechnung ohne den Wirt bzw. meinen Sprachhunger gemacht, der mich vor kurzem, aus heiterstem Himmel, aber wohl kaum zufällig (ich glaube nicht mehr an Zufälle; etwas fällt nur zu, wo der Acker bereitet ist…) über den jiddischen auch hebräischen Glück- und Segenswunsch „Mazel tov“ stolpern ließ. Womit nun alles geklärt wäre, in dieser Sache: das südtirolerische „Maßl“ entstammt schlicht und gelassen dem Jiddischen.
Und die Moral von der Geschicht‘? Eine winzig kleine, nämlich die, um wie viel ärmer, wie fad, farb- und energielos unsere Sprache/n (und Kultur/en) wohl wäre/n, ohne Zu- und Einflüsse von (dr)außen. In diesem Sinne: Lasst uns offen, und aufnahmefähig bleiben!
PS: Das Beitragsbild stammt von dieser Seite hier (danke!). Der Autor schreibt in seinem Text dazu, dass – Überraschung! – „Mazel tov“ ursprünglich aus dem Irischen stamme, und von amerikanischen Juden übernommen wurde. Jedenfalls eine interessante Lektüre.
Noch ein bissl was (von mir) in Südtiroler Sprachdingen gibt’s hier: „Sprache in Südtirol„, vor Zeiten von mir bei Salto.bz online gestellt, und hier: „Warum ich nicht im Dialekt schreiben mag.„
Es tut mir leid, aber ich war nicht ernst! Daniel Cassidy sagte, dass fast jedes Wort in Englisch von der irischen Sprache kam. Ich behauptete, dass Mazel Tov und Vichy Wasser auch aus der irischen Sprache kommen. Aber dass ist nicht wahr! Ich machte Spaß! Slán, Mazel Tov agus servus! 🙂
hat mich schon gewundert 🙂 aber da ich’s nicht besser wusste – das fehlte noch! – und meine kenntnisse sowohl der materie als auch der englischen sprache nicht genügen, um bei flüchtiger lektüre mehr oder weniger feine ironie heraus zu lesen… bin ich halt mal ins fettnäpfchen getreten. sht hppns. aber jedenfalls interessant. danke für die Rückmeldung (ich erwidere gern die guten Wünsche 🙂