Ärgerlich, sehr ärgerlich (ungeschickt dazu).

Das nun finde ich über die Maßen ärgerlich, wie *man* bei SVP auf das Ergebnis der Südtiroler Volksbefragung am Sonntag reagiert: wenig diplomatisch, wenig sportlich, und schon gar nicht elegant. Man übt sich vielmehr im Ausreden weben und zusammenkleistern, und was dabei herauskommt ist erbärmlicher Mst und zeugt sehr schön davon, was *man* bei SVP versteht unter „Demut“, die viel zitierte gleich nach der gewonnenen Schlacht, „Kommunikation“, „mit den Bürgern reden“ und was sonst noch alles an Süßholz geraspelt wurde im Hinblick auf den Wahlsieg, den es zu erringen galt.

Was aber ganz besonders deutlich hervorgeht aus den vielen SVP-Wortmeldungen in Sachen Referendum – allesamt brav wieder gegeben vom Tagblatt der Südtiroler -, ist, wie wenig ernst diese SVP ihre Bevölkerung doch nimmt. Es ist, um genau zu sein, heftig beschämend.

Dass jetzt alles sehr schwierig ist, meint beispielsweise Arnold Schuler, und dass jedenfalls letztlich das SVP-Gesetz von „nur 17 Prozent der Bevölkerung versenkt worden sei“. Ah ja? Und wo waren, bitteschön, die mehr als 130.000 Südtiroler, die noch vor wenigen Monaten SVP gewählt haben, und die jetzt das nach Eigenauskunft „gute Gesetz“ ihrer Partei verteidigen und retten hätten können, es vielleicht sogar retten hätten müssen? Mit der Loyalität der SVP-Wähler zu ihren Parteigranden und deren Arbeit scheint es jedenfalls nicht wirklich gut bestellt zu sein.

Ja, und auch der frisch gekürte Landeshauptmann hat eine lasche Erklärung bereit für das Debakel, und trägt damit leider wieder ein bisschen dazu bei, dass die schön gebastelte Maske des Erneuerers und Frischluft-Bringers viel schneller zerbröselt als vermutet und befürchtet. Er meint also, der Landeshauptmann, die niedrige Wahlbeteiligung zeige deutlich, dass „die Prioritäten der Leute jetzt anderswo lägen“. Da macht er sich’s aber ganz schön bequem, der neue Herr Landeshauptmann – aber so einfach wird er es sich und wird man es ihm hoffentlich nicht durchgehen lassen. Denn es ist schwer vorstellbar, dass der Hoffnungsträger im Lande nicht weiter denkt als bis just vor die eigene Nasenspitze und die Potemkinschen Dörfer der Partei, der er sich verschrieben hat: Welche sollten denn, bitteschön, die „Prioritäten“ der Bevölkerung sein, wenn nicht, einzelne Leistungen aus den bei der Wahl abgesegneten all-in-one-Paketen herauszuschälen und sie, je nach Interesse und Betroffenheit, mehr oder weniger differenziert zu betrachten, zu bewerten, abzusegnen – oder eben nicht?!

Regelrechte Häme lese ich hingegen aus dem Satz „nach dem Nein beim Referendum bleibt das Gesetz von 2005 in Kraft – und das wohl für längere Zeit“, mit dem landeshauptmännischen Zusatz „die Prioritäten in Zeiten der Krise lägen mittlerweile ganz anderswo“. Krisenmanager lese ich da heraus, Floskeln und Durchhalteparolen – aber auch sehr viel „Das habt ihr nun davon, dass ihr nicht wolltet, wie wir wollten. Und jetzt tun wir aber doch, wie wir wollen.“ Welch schäbige Schiene man in dieser Sache zu fahren bereit war, zeigte sich aber ja schon in dem immer wieder aus den Tiefen der „Argumente“-Taschen gezogenen „Hinweis“ darauf, wie teuer so eine Volksabstimmung sei. 1. Hätte man sich das doch früher überlegt, bei SVP, und 2. Es zeugt nicht von gutem Charakter, anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben für eigenes Versagen.

Es sei gesagt, dass ich selbst meine Zweifel und Sorgen haben mit der Direkten Demokratie – ich gehöre also keineswegs zu ihren hitzigsten Befürworterinnen. Aber so, wie’s die Herren von SVP (auch) in dieser Sache halten, das gehört sich nicht. Und ich glaube nicht wirklich, dass sich die Bevölkerung solch arrogantes Benehmen gefallen lassen wird, als sei es gar nichts, auch jene nicht, welche am Sonntag durch ihr Stillhalten kräftig mitgeholfen hat, das Gesetz ihrer ureigenen Partei zu versenken.

Denn es gibt nur einen Weg, den man bei SVP jetzt einschlagen kann, und der heißt: Nach einem Weg suchen, der für alle gut geht – für die, die mit „Nein“ gestimmt haben, für die, die mit „Ja“ gestimmt haben, und für die, die überhaupt nicht gestimmt haben. Alles andere ist ein Armutszeugnis allererster Güte – und hat sehr viel Potential, der SVP ganz schnell den Garaus zu machen. Denn das Volk mag geduldig sein – aber es ist  nicht so dumm, wie *man* bei SVP zu glauben scheint. Und man sei dort versichert: Auch jener Teil der Bevölkerung, der am vergangenen Sonntag „still gehalten“ und seine Meinung zu dieser Thematik – nur scheinbar – nicht zum Ausdruck gebracht hat, auch dieser Teil der Bevölkerung hat Augen zum Sehen und Ohren zum Hören.

2 Kommentare

    1. Danke, Ganesh – ja, habe ich gestern über die Grüne Seite auf Facebook mitbekommen. Wenn sich bloß noch viel mehr Menschen über das unverschämte und unprofessionelle Benehmen derer von SVP ärgern würden, und nicht zu leise, dann müssten die sich ja vielleicht über kurz oder lang doch ein bisschen herablassen, zu ihrem Volke!

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