ARTE zeigte gestern einen sehr schönen GEO-Reportage-Film über das Weinland Georgien (ich verlinke den Beitrag weiter unten, er ist wirklich sehr schön, wie übrigens alles, was von GEO kommt). Ich liebe solche Reportagen über fremde Menschen und fremde Länder, und bin immer wieder fasziniert, wie viele Ähnlichkeiten sich in so vielen Dingen, kleinen und großen, immer wieder hervortun, obwohl man doch, auf die ersten paar oberflächlichen Blicke, meinen möchte, die unsere sei der jeweils anderen Kultur so unendlich fern und so gänzlich fremd.
Während ich also von meiner bald 25 Jahre alten und heiß geliebten Couch aus diese georgischen Weinbauern beobachtete und mir immer wieder dachte, aha, da schau an, genau wie bei uns, überlegte ich mir, dass es doch schön wäre – im Sinne der Völkerverständigung und des Völkerverständnisses -, wenn wir im Geschichtsunterricht an unseren Schulen die Länder dieser Erde, oder zumindest die europäischen Länder und unsere direkten und indirekten Nachbarn, anhand oder besser: aufgrund ihrer Menschen kennenlernen dürften, ihren Alltag, ihre Traditionen und Träume, ihre Sorgen und: Geschichte(n,) wie die von GEO. Derweil aber lernen wir und unsere Kinder fast nur von Kriegen und Schlachten, und könnten also doch irrigerweise daraus schließen, dass diese es gewesen sein müssen, die unsere Erde, unser Europa, unsere Länder und also unser aller Sein und Geschicke form(t)en, gestalte(te)n, beding(t)en. Dazu lernen wir Kriegsherren kennen und Generäle, lernen von Schlachten und Aufständen, von Toten und Verletzten und also im Grunde, dass Krieg, Tod und Verderben die Grundlagen unserer Existenz sind, wenn ich’s mal ein bisschen in Richtung Spitze treiben darf.
Ein sehr männlicher, ein sehr enger Blick auf unsere Welt und ihre Geschicke.
Ja, und dann habe ich mir noch gedacht, warum es wohl sein mag, dass immer, wenn wir uns zu anderen Völkern oder Volksgruppen in Relation stellen, die Unterschiede heraus gearbeitet und betont werden, derweil es doch so viele Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten gibt, die vielleicht hilfreicher wäre, zu betonen und heraus zu streichen. Vielleicht, wer weiß, vielleicht wäre die Welt eine friedlichere.
Ah ja, bevor ich’s vergesse: Irgendwann im Film sagte ein Weinproduzent, er sei ein „patriotischer Winzer“. „Patriotismus“ hat ja auch ein bisschen was damit zu tun, wie wir uns die Welt erlernen, wie sie uns gelehrt wird. Ich halte nicht viel oder eigentlich gar nichts von Patriotismus, vielleicht, weil hier bei uns zu viel Schindluder getrieben wird damit, aber in hier hat mir der Satz sehr gut gefallen, denn er kam aus dem Munde eines Mannes, der einerseits die – ehrlichen – Traditionen seiner Kultur hoch und in Ehren hält, andererseits aber weiß, dass Patriotismus nichts zu tun hat mit Eingrenzen, Ausgrenzen, Abschottung und überhaupt: So zu tun, als sei das Gestern genau dasselbe wie das Heute.
Patriotismus hat nichts damit zu tun, dass junge Leute Dirndl und Lederhosen und Lodenjanker tragen – Made in Asia womöglich -, derweil sie überhaupt nicht wissen, warum das Dirndl und die Lederhose und der Lodenjanker sind, wie sie sind und was sie sind; was derzeit bei uns abgeht in diesem Sinne ist, im besten Falle, ein modischer Trend, sehr viel wahrscheinlicher aber ist es: Kitsch.
Patriotismus geht viel tiefer, Patriotismus setzt sich auseinander, Patriotismus unterscheidet – kann unterscheiden – zwischen „Sein“ und „Schein“. Womit sich der Kreis auch schon wieder schließt, weil wir wieder angekommen sind, beim (engen) männlichen „patriotischen“ Blick auf die Welt, die ja viel bunter und viel reicher ist als Patriotismus und unser Geschichtsverständnis je erfassen könn(t)en.
Aber hier nun der Film des Anstoßes, gewissermaßen: