Während hier bei uns im reichen Lande immer noch – scheint’s – eine satte Mehrheit der Männer glaubt, ein nackter Frauenhintern als Köder für eine Pizzeria (um nur das aktuellste Beispiel zu nennen) sei sexy oder gar erotisch oder gar à la Helmut Newton (jede Wette, der Mann würde in seinem Grab rotieren, wenn er wüsste, was hierzulande mit ihm auf einen Nenner gebracht werden will), derweil aber ein nackter Frauenhintern in dem Kontext, in den die feuchten Träume ewig pubertierender Männer ihn setzen, einfach nur blöd ist, derweil also kommen draußen in der großen und manchmal ein bisschen weiten Welt selbst althergebrachte Männer althergebrachter Parteien zur Erkenntnis, dass: Die Welt weiblicher werden muss, eine Erkenntnis, die sich übrigens auch positiv auswirken dürfte auf das Alt“herren“-Sexismus-Phänomen.
Was unsere akute Rückständigkeit in diesen und ähnlichen Belangen damit zu haben soll, dass wir in einem reichen Land leben? Richtig: Nichts, aber auch gar nichts. Es ist wohl tatsächlich mein Fehler, dass ich dummerweise immer noch nicht begriffen habe (gar nicht begreifen will?), dass überall dort, wo viel Geld ist, auch viel Bildung sein muss. Wer nicht um sein tägliches Überleben bangen muss, meine ich, die sollte doch Zeit und Muße haben, sich sog. „schöngeistigen Dingen“ zu widmen. Pustekuchen – wir reichen Bürger dieses reichen Landes „diskutieren“ vielmehr auf der Startseite unserer NSTZ über den ehrenwerten unteren Rücken einer jungen Frau, tagelang! Ja ja.
Jedenfalls, während sich hier bei uns die Männer über Dinge ereifern (geifernd aus ihren Hütten gesprungen kommen), kaum dass so ein Un-Wort wie „Frauenrecht“ auch nur andeutungsweise in der Luft liegt, und zwar sogar dann, wenn es um Themen geht, die Männer eigentlich nur in der zweiten oder dritten oder vierten Reihe angehen und in denen sie also nicht wirklich ein Mitspracherecht haben sollten – weil sie nicht mehr sind als NUTZNIESSER oder Ausnutzer oder wie immer wir das nennen wollen, z. B. in Belangen der Prostitution, des Sexismus, des weiblichen Weiterkommens in Beruf und/oder Politik, oder in Belangen der Organisation der Familie -, zur gleichen Zeit also passieren ein bisschen weiter nördlich so wunderbare Dinge wie die Frau von der Leyen, die Verteidigungsministerin wird.
Das kann natürlich selbst in einigermaßen fortschrittlichen Ländern nicht ohne einen ordentlichen Batzen männlicher Senfzugabe abgehen, was dann ungefähr und in Auszügen bzw. zusammenfassend so daherkommt:
Im Netz kursieren Fotomontagen, die die CDU-Politikerin als blonde, vollbusige Lara Croft mit Waffe im Anschlag zeigen, außerdem Bilder von rosa Maschinengewehren. Nicht selten heißt es empört, „die Tussy“ habe von der Truppe ja ohnehin keine Ahnung, und selbst für Witze à la „Bekommen jetzt alle Truppenstützpunkte Kitas?“ sind sich manche nicht zu schade.
Nur gut, sagt sich unsereine, dass diese dämlichen Waschtln vom Aussterben bedroht sind. Und vielleicht besteht ja sogar eine Chance darauf, dass schon bald nicht mehr nur Frauen, sondern richtige Männer ihre Geschlechtsgenossen auf deren Schwachbrüstigkeit hinweisen und Respekt! anmahnen. Dann könnt’s ja irgendwann vielleicht was werden, mit gerechten und geordneten gesellschaftlichen/politischen Zuständen, wenn es z. B. auch hierzulande hin und wieder ein Mann wagen würde, klare Worte zu sprechen in Frauensachen, wie z. B. der Herr Gabriel hier:
„Die Alltagsgesichter der SPD dürfen nicht nur männlich sein.“
Was in logischer Konsequenz so etwas wie diesen Satz hier zur Folge hat (haben muss):
„(…) Sondern schlicht darum, dass die Politik auch die Aufgabe hat, die Lebensrealität der Menschen abzubilden – eine Aufgabe, der sie allenfalls mit mäßigem Erfolg nachkommt. Nicht nur Frauen, auch Migranten, Nicht-Akademiker und junge Menschen kommen in Parteien und Parlamenten zu selten zu Wort.“
Aber, höre ich sie schon daher donnern, die Herren, Frau von der Leyen wurde ohne Quote zur Verteidigungsministerin, und auch die anderen Frauen in der recht deutlich weiblicher gewordenen deutschen Politik. Aber, entgegne ich: Jenes Land hat eine Kanzlerin, und diese Kanzlerin startete ihre Karriere als – Achtung! – doppelte Quotenfrau. Es lässt sich also auch an der aktuellen Entwicklung in der deutschen Politik sehr schön ablesen, wie die Frauenquote auch indirekt wirkt, denn es darf heftig davon ausgegangen werden, dass dieses und noch ein paar andere Positiv-Beispiele von Frauen in mächtigen Führungspositionen erst das Terrain geebnet bzw. den Weg oder besser: die Köpfe vieler Menschen frei gemacht haben.
Ja, und ich denke jetzt mit Schaudern an das jüngste Frauendebakel in unserer großen Partei der „mittelalten weißen Männer“ (nach Gabriel, für SPD) und die vielen anderen Beispiele offener oder versteckter Frauen-aber-nicht-nur-Feindlichkeit in den engen Köpfen Tälern unseres reichen Landes, und kann nur hoffen, dass sich unsere Frauen, auch aber nicht nur jene, die sich für unsere große Partei der „mittelalten weißen Männer“ entschieden haben, nicht entmutigen lassen: Wenn die Herren Männer nicht freiwillig Platz machen, dann wird’s die Quote schaffen, ob’s den Herren Männern passt oder nicht. Wir sind so frei. Und wenn wir erst Mal Fuß gefasst haben – dann darum geht’s in Sachen „Aufgabe der Politik, die Lebensrealität der Menschen abzubilden -, dann hält uns nichts mehr auf.
Die alten und mittelalten Herren Männer, die dagegen angeifern, ahnen das wohl, und zittern um ihre Pfründe. Was sonst?
„…Die Welt weiblicher werden muss, …“
Noch etwas Geduld: bald gibt es Gebährmutter-Implantate auf Krankenschein für Schwule Paare, die Zeit ist also auf ihrer Seite.
Wenn die Vernunft selbst nicht mehr greift, vielleicht kommt ihr später die Darwinsche Auslese zur Hilfe: Mehr „Menschen weiblichen Geschlechts“ (gut so?) spengen sich auf den Schlachtfeldern in die Luft, versaufen als Kampfschwimmer-innen, verbrennen als Feuerwehr-innen und verschütten als Minenarbeiter-innen. Endlich werden unsere Steuergelder mal richtig verwended. Bitte wegtreten zu dürfen, Frau Oberstin, Oberin…(scheint, die deutsche Sprache wehrt sich auch schon).
Warum so pessimistisch? Wenn dem so wäre, dann hätte die Welt doch längst wegen Untermännerung aussterben müssen? Und die deutsche Sprache, die hält auch einiges aus, denken wir doch nur an die letzte Rechtschreibreform. Ich kann übrigens nichts merkwürdiges finden an „Frau Oberste“. Was halten Sie davon? Und last but not least: Warten Sie’s ab: Nach zwei Generationen „Frau Oberste“ und „Herr Oberst nur hin und wieder“ werden auch Sie sich in Schmerzen winden, wann immer der Herr Oberst antreten will.
„Warum so pessimistisch?“
Nach 4000 Jahren nicht-politisch korrekter Vergangenheit meinen nun Menschen wie Sie, dass die Natur sich geirrt hat: http://liberalerfaschismus.wordpress.com/2013/01/27/der-bizarre-sexismus-streit/
Hätte Frau VdL tatsächlich die beste Eignung für dieses Amt, freute ich mich für das gesamte Militär. Da Sie wohl wissen, dass dies NICHT der Fall ist, machen Sie sich zum Komplizen eines lächerlichen (und möglicherweise für den Steuerzahler teuren) Symbolismus.
Die Fähigkeit des konzeptuellen Denkens scheint in Deutschland besonders verkümmert.
Nette Grüße