Von der Freiheit und Anonymen, mit Folgen (ein Versuch)

Die NSTZ hatte vor ein paar Tagen berichtet, dass ein Internetmagazin namens „Tablet“ das Kommentieren seiner Beiträge nur noch „zahlenden Kunden“ ermöglichen wolle. Dieser doch recht ungewöhnliche Schritt – im Netz, der vorwiegend-immer-noch-Gratiskultur – wird folgendermaßen erklärt:

(…) ist dieser Vorstoß besser, als wenn man alle Kommentare unterbindet, wie es manche Medien inzwischen tun. Bei „Tablet“ soll die Gebühr nun für eine Art „Zivilisierung” der Diskussion sorgen und „viele, wenn nicht die meisten der übelsten Missetäter ausschalten“.

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(Nicht mehr) Nur mittelalte (weiße) Männer

Während hier bei uns im reichen Lande immer noch – scheint’s – eine satte Mehrheit der Männer glaubt, ein nackter Frauenhintern als Köder für eine Pizzeria (um nur das aktuellste Beispiel zu nennen) sei sexy oder gar erotisch oder gar à la Helmut Newton (jede Wette, der Mann würde in seinem Grab rotieren, wenn er wüsste, was hierzulande mit ihm auf einen Nenner gebracht werden will), derweil aber ein nackter Frauenhintern in dem Kontext, in den die feuchten Träume ewig pubertierender Männer ihn setzen, einfach nur blöd ist, derweil also kommen draußen in der großen und manchmal ein bisschen weiten Welt selbst althergebrachte Männer althergebrachter Parteien zur Erkenntnis, dass: Die Welt weiblicher werden muss, eine Erkenntnis, die sich übrigens auch positiv auswirken dürfte auf das Alt“herren“-Sexismus-Phänomen. (mehr …)

Ja! Ja! Ja!

Ja wirklich – schon klar, dass ein halbnackter Jung-Frauen-Hintern sagenhaft viel zu tun hat mit a) Pizzaservice und b) gutem Zweck. Und ja, höchste Zeit, dass von offizieller Seite gegen diese sexistische, allemal unwürdige und jedenfalls dümmliche Art der „Werbung“  vorgegangen wird – schade nur, dass der Gleichstellungschefin Frau Oberhammer die Hände doch ein bisschen sehr gebunden sind und sie nicht viel mehr tun kann, als zu einem Boykott aufrufen und auf die Unterstützung der Medien zu hoffen (!).

À propos Medien: Eine permanente Black-List in den wichtigsten Zeitungen und Zeitschriften – das wäre doch ein großer Schritt.

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KleptomanInnen bei NSTZ

Das nun finde ich interessant: Die Tageszeitung – ja, genau, die mit dem schwer wiegenden Übergewicht an ausschließlich weiblicher nackter Haut auf ihren Titelseiten und überhaupt einem eher lustvoll frauenfeindlichen Auftreten auch in Ton und Ausdruck -, befleißigt sich heute in einem Artikel doch tatsächlich geschlechtergerechter Sprache bzw. eines (!) Binnen-I. … hier geht’s weiter

Mitspracherecht? Bei SVP??

Die Menschen wollen mitreden“ titelte „Südtirol News“ am 29.8. Im Artikel wird recht euphorisch von den SVP-Programmdiskussionen, dieses Mal in Meran, berichtet, bei der das Südtiroler Volk mitreden könne und mitarbeiten wolle.

Denn, so will man sein Volk glauben machen, SVP macht’s möglich, nicht nur dank Runderneuerung, zu verdanken gefühlten zwei oder drei „Neuen“ in der alten Partei, sondern auch mithilfe des roten Wunschbuches, eins pro Landtagskandidat, mit viel Platz für die Wünsche und Ideen der Bevölkerung. Wenn das bloß gut geht, denke ich mir, all die vielen Wünsche in all den roten Büchern. Doch damit nicht genug der Wunscherfüllung und der Mitsprache – nein, die verjüngte und runderneuerte SVP geht noch weiter und lässt doch glatt ihr Wahlvolk am Wahlprogramm mitschreiben: „Das Ergebnis der Programmdiskussion soll ein Wahlprogramm sein, an dem ‚Südtirol‘ mitgeschrieben hat“, unterstrich SVP-Landeshauptmann-Kandidat Arno Kompatscher laut „Südtirol News“, und weiter, „die Menschen haben die Möglichkeit mitzureden (…)“. Und das Volk jubelt dazu.

Derweil: Mitreden? Das Volk? Bei SVP? War da nicht mal was? In Sachen Direkte Demokratie? Und war’s nicht gerade die SVP, die sich nach allen nur denkbaren Richtungen gedreht und gewendet hat, um bloß die Direkte Demokratie = Mitspracherecht der Bevölkerung zu verhindern und sogar ein Staatsgesetz zu verwässern bzw. es nach den eigenen Vorstellungen zurecht zu biegen – damit ja bloß die Bevölkerung der Regierungs-SVP nicht dreinreden könne?

Aber dann vor den Wahlen hergehen und mit dem Mitbestimmungsfähnlein winken. Also wirklich.

Ja, das Ganze hat einen recht bitteren Bei- und Nachgeschmack. Und dazu kommt jetzt auch noch die Brixner Geschichte mit Herrn Vontavon, die NSTZ Online berichtete gestern über „Willy im Fettnapf“.  In dieser Story geht es darum, dass Herr Vontavon die Eisacktaler Landtagskandidaten zu einer Vorstellungsrunde nach Brixen geladen hatte – und kurzerhand auch Völs zum Bezirk Eisacktal dazu nahm, weil der SVP-Strahlemann Arno Kompatscher dort zuhause ist. Tja, schade, dass Herr Vontavon nicht ein bisschen weiter gedacht hat als bis unmittelbar zu seinem bzw. seiner Partei ureigenstem Interesse, denn dann hätte er zumindest versucht, den Schein zu wahren, und auch die Kastelruther (allerdings: für Grüne Verdi Vërc 😀 ) Landtagskandidatin eingeladen. Aber bei SVP hat man ja scheinbar schon solch schwindelnde Höhen erklommen, dass man nicht einmal mehr „so tun muss als ob“ man versuchen wolle, zumindest den Schein zu wahren. Aber das ist es ja,  was die SVP und ihren Hofstaat letztendlich charakterisiert und auszeichnet: Es gibt immer einen „Grund“, für die „Eigenen“ oder die eigene Sache eine Ausnahme zu machen. Ich finde das ziemlich grenzwertig – auch, dass niemand etwas sagt, weil’s um den neuen Stern am engen Horizont geht. Was für ein Hype!

Ach ja, wenn wir großzügig sein und diesen Fauxpax des Vontavon-Bücklings vor Kompatscher als Fettnäpfchen eines unbedarften Übereifrigen zur Seite stellen wollten, dann bliebe immer noch Arno Kompatscher. Als Gemeindenpräsident und vermutlich künftiger Landeshauptmann dürfte ihm bekannt sein, dass sein Heimatdorf keineswegs zum Bezirk Eisacktal gehört. Und also gäb’s für ihn, der Fairness und Korrektheit halber, in dieser Sache nur einen Weg: Seine Teilnahme an der Veranstaltung abzusagen.

Eine weitere, verpasste Chance, dem schönen Image, das man ihm auferlegt und übergestülpt hat, gerecht zu werden. Schade.

Übrigens: Wer wirklich mitreden und mitgestalten will, der hat noch bis 13. September Zeit, bei seiner Gemeinde zwei (!!) Unterschrfiten zu leisten. Hier gibt’s mehr Info: „Direkte Demokratie Volksbegehren“

 

Nachtrag – Eilmeldung 🙂 : TZ Online schreibt um 11.08 Uhr: Spitzenkandidat Kompatscher kündigt eine „neue Art der Politik” an. „Wir begrüßen die Instrumente der Direkten Demokratie als Ergänzung der Direkten Demokratie = Ergänzung der parlamentarischen Entscheidungsfindung.” Na, wenn das so ist – umso mehr: Nichts wie hin zur Unterschrift (waren die Herren von SVP schon alle da?!)

Vom Fischen in trüben Wassern

Die NSTZ quoll heute förmlich über mit mehr oder minder direkten Nachrichten über die „Neuen“ (Damen) bei SVP. Während man die schöne Marie jetzt nur noch an der Seite des Herrn Achammer sehen soll (sollen wir das nun im wörtlichen oder auch im übertragenen Sinne verstehen?! Hat man ihr einen Aufpasser zur Seite gestellt?!), wird Frau Schwellensattl, auch nicht gerade unansehnlich, ins Rampenlicht geholt. Man ist bei SVP offensichtlich der Meinung, Marie habe nun genug geleuchtet, jetzt sei die Reihe an Madgalena. Was wohl die anderen SVP-Kandidatinnen davon halten werden? Reicht die Zeit bis zur Wahl, um all die vielen, tüchtigen und schönen SVP-Kandidatinnen gleichberechtigt in die Scheinwerfer der Öffentlichkeit zu stellen?
Jedenfalls wird also heute die Angel nach den Südtiroler Kulturmenschen ausgeworfen, bei SVP und mit Hilfe der schönen Madgalena, nach denen, die laut in die Runde gerufen hatten, Frau Schwellensattl bei Kultur käme sehr gelegen und würde die Südtiroler Kulturmenschen sehr erfreuen. Um also diesen zu gefallen, munkelt man jetzt – laut Tageszeitung – innerhalb der SVP, Arno Kompatscher habe der Neuen „die Kultur“ versprochen, falls sie denn gewählt werden sollte, womit er eigentlich schon ein bisschen rechne. Aber natürlich sei klar, so Frau Schwellensattl auch im Namen des Herrn Kompatscher, dass es unklug wäre, das Fell der Bären zu zerteilen, noch bevor er erlegt wurde. Ah ja.
Was für ein zynisches Spiel, das man dort spielt, bei SVP und mit seinen Kandidatinnen und vor allem seinen Wählern und wie siegesgewiss man doch ist, auch wenn man anders tut. Oder bin ich die einzige, die es unglaubwürdig findet, wenn Arno Kompatscher auf der einen Seite laut in die Gegend ruft, er sei keineswegs Landeshauptmann in spe sondern lediglich Spitzenkandidat der SVP, aber auf der anderen Seite und fast gleichzeitig als Landeshauptmann auch schon die Posten in die Runde verteilt, an Leute, von denen noch niemand weiß, ob und wie sie gewählt werden?! Reichen eigentlich die Posten für alle KandidatInnen? Oder werden sich dann die anderen, die „Altgedienten“, mit Pöstchen oder mit gar nichts zufrieden geben (müssen)? Und natürlich erzähle uns niemand, die Aktion und deren Wirkungen in der Südtiroler Öffentlichkeit seien nicht von langer Hand geplant, abgesprochen und ihre Effekte wohl kalkuliert – die zielstrebige Hand kundiger Marketingstrategen und –berater ist gar zu offensichtlich.
Ja, langsam beginne ich zu verstehen, was gemeint sein könnte, wenn politischen Kandidaten zu ihrem „Mut“ gratuliert wird. Das politische Parkett scheint tatsächlich eine Löwengrube zu sein, dort zumal, wo die Macht zuhause ist, und wo’s um sie geht, in erster Linie, um die persönliche Macht und die des Hofstaates, und weniger um die Sache der Bevölkerung.