Und während ich also gestern ein wenig gedankenverloren in der jüngsten Ausgabe der „Gemeindezeitung Kastelruth“ blätterte, ganz und gar ohne Absicht und/oder wie auch immer geartete Erwartung, da blieb mein Blick an diesem Bild hängen. Es dauerte ein geraumes Weilchen, bis ich verstanden hatte, was mich daran so sehr faszinierte, dass ich in meinen gedankenverlorenen Tun innehalten musste, und nein, natürlich waren das nicht die schönen, farbenfrohen Trachten, auch nicht die feschen, jungen Leute, und noch viel weniger ein wie auch immer geartetes Interesse an dem Artikel mit dem Titel „Neuer Ausschuss bei der Bauernjugend“. Ich schaute ein zweites und ein drittes Mal hin, ungläubig, ich las die Bildunterschrift, prüfte noch einmal, ob nicht doch ein Missverständnis vorlag, ich las den ganzen Text, der mich übrigens kein bisschen interessierte, denn ich bin alles Mögliche, aber nicht eine Angehörige des bäuerlichen Standes, und ja, als ich all diese Rückversicherungen und Überprüfungen hinter mich gebracht hatte, und immer noch nicht zu einem anderen Ergebnis gelangt war als dem, das mich ursprünglich gefangen hatte, an diesem doch eigentlich eher unscheinbaren und unauffälligen Foto und Text, für Kastelruther Verhältnisse zumal, da glaubte ich es: Es besteht im neuen „Ausschuss der Bauernjugend“ absolute Geschlechter-Parität: 6 junge Frauen, und 6 junge Männer, und der Chef heißt Obmann, und die Chefin nicht etwa „Obmännin“ (nicht lachen! alles schon gesehen!) oder „Obfrau“, sondern schlicht und genial: „Ortsleiterin“. Das ist doch beachtlich, nicht wahr? Und noch beachtlicher, wenn man bedenkt, dass der bäuerliche Stand eher zu den behäbigeren gehört, wenn es darum geht, sich für „Neues“ zu öffnen, „moderne“ Sitten und Gebräuche anzunehmen – es sind doch die Bauern eher „die Bewahrer“, und weniger die, die neueren und neuesten Entwicklungen am offensten gegenüberstehen. Wie übrigens dieses perfekt ausgewogene Geschlechter-Verhältnis im Ausschuss der Kastelruther bäuerlichen Jungleute zustande kam, ob es geplant, gewollt oder reiner Zufall ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber das ist doch auch völlig nebensächlich, denn Tatsache ist und bleibt allemal: Diese Bauernjugend ist ein selten schönes Beispiel dafür, dass sie nicht nur denkbar, sondern auch machbar ist, die Gleichstellung der Geschlechter – auch oder besonders, wo’s um „Führung“ geht und sogar dort, wo man sie sich nun wirklich nicht – oder gar am allerwenigsten – erwarten würde. Chapeau! den jungen Leuten.

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