Tatsächlich – ich habe nachgesehen: In ganz Bozen gibt es keinen Platz, keine Straße, keine Passage und keinen Winkel, der oder die das schöne Wort „Frieden“ in ihrem Namen trüge. Das ist schon ziemlich bemerkenswert, finde ich, in Anbetracht der Geschichte und Entwicklung unserer schönen Heimat, wie gut also, dass es ihm aufgefallen ist, dem Herrn Stenico, und er darauf aufmerksam gemacht hat. Bleibt zu hoffen, dass sein Ausrufezeichen die Aufmerksamkeit findet, die es verdient.

Aber während ich da vor mich hin sinnierte, über diesen fehlenden Willen, dem Frieden im Lande öffentlich(en) Ausdruck zu verleihen, fiel mir auf (ich schwör’s mit beiden Händen, es war nicht meine Absicht, das zu bemerken!): Im Straßenverzeichnis unser aller Landeshauptstadt existieren fast nur Männer. Ist das möglich, wie kann das sein? Ja, es ist möglich, und es kann sein – meine Tochter hat für mich gezählt: Von 141 Straßen/Plätzen/Passagen/Winkeln usw. sind ganze 37 verdienten Südtiroler Männern gewidmet, verschwindend geringe sechs hingegen tragen die Namen von Frauen, von denen aber mindestens zwei – nämlich Maria und Magdalena – Heilige und also „fuori concorso“ sind.

Sollte Südtirol im Laufe der Jahrhunderte tatsächlich nicht mehr als vier weibliche Persönlichkeiten hervorgebracht haben, die es verdienen, im Gedächtnis der Bevölkerung am Leben gehalten zu werden? Schwer vorstellbar – meiner Wenigkeit allein fallen ja schon alleweil und aus dem Stegreif mehr als eine Handvoll ein, die sich um das Land, seine Kunst, seine Kultur, seine Geschichte, seine Menschen, seine Wirtschaft verdient gemacht haben.

Vielleicht wäre es ja auch an der Zeit, einmal die Kriterien zu überdenken und die Maßstäbe auszudehnen, nach denen Namensgeberinnen für die Straßen und Plätze der Menschheit ausgewählt werden. Denn warum, frage ich mich und nur so, als ein Beispiel aus vielen, weil’s und wie’s mir gerade in den Sinn kam, sollte zum Beispiel nicht der Name eines Platzes daran erinnern, dass soundsoviele Frauen während der Hexenverbrennungen grotesken Urteilen zum Opfer fielen und einen grauenvollen Tod fanden?

Überhaupt, habe ich mir schon des Öfteren gedacht, wäre es doch schön und interessant, einmal ein bisschen eingehender zu forschen, nach der weiblichen Seite der Südtiroler Geschichte, und auch sie ein bisschen betonter an die Öffentlichkeit zu bringen. Wer weiß, vielleicht ergäbe sich ja ein ganz anderes Bild von ihr.

Übrigens, da fällt mir noch ein: Auf unserer, also meiner Tochter und meiner großen Wanderung durch halb Italien ist mir aufgefallen, dass es weiter südlich üblich zu sein scheint, auf den Straßenschildern in knappen Worten zu erklären, wer die Person ist, deren Name auf dem Straßenschild steht, und/oder warum er da steht. Das fand ich sehr klug, sehr interessant und nicht zuletzt: sehr nachahmenswert. Bei uns könnten wir’s, wegen der Sprachen-Vielfalt und dem wenigen Platz, ja ein bisschen tolerant machen, weil wir ja eh alle vielsprachig sind, und in der Sprache erklären, in der die Namensgeberperson gelebt hat.

Ah ja, bevor ich’s vergesse: In Sachen „Die andere (Schweizer) Geschichte“ haben die behäbigen Eidgenossen ein bisschen vorgemacht, wie’s gehen und wie’s aussehen könnte – nämlich so:

http://www.srf.ch/sendungen/sternstunde-philosophie/frauen-in-der-fruehen-schweizer-geschichte

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