Nachdem ich also neulich in Eva Klotz gewissermaßen ein schönes Beispiel sah, davon, wie eine Postgender-Gesellschaft aussehen und funktionieren könnte – bei Frau Klotz scheinen tatsächlich die Geschlechterthematiken und -problematiken überwunden, denn sie ist was sie ist und also schicht eine Mensch, die weiß, wovon sie spricht – stieß ich gestern via www.diestandard.at auf einen Artikel, der just zu diesem Thema arbeitete und – ich geb’s gerne zu – dieser Artikel made my day.

Denn wenn unbestritten sein mag, dass Postgender = (in meinen, knappen Worten) die überwundenen Geschlechter oder auch: die klassischen Geschlechter, die (nicht! im geschlechtslosen) im geschlechtsneutralen Raum wieder zusammen treffen – in all jenen Fällen zumal, in denen der Faktor  „Geschlecht“ keine Rolle zu spielen hat -, ein Ideal ist, das eiligsten Schrittes anzustreben wäre, so ist mindestens genauso sehr Fakt, dass eine beträchtliche Zahl Männer und Frauen, die sich selbst und ihre Glaubensbrüder und -schwestern gern und stets mit einem nicht unbeträchtlichen Quäntchen Überheblichkeit  in die Postgender-Kategorie-Mensch einstufen und gleichzeitig alle, die *noch* am Feminismus herumhängen und -werkeln, gern von oben herab zurecht weisen, à la lass das, (b)ist längst überholt.

Womit sie, ganz schön raffiniert, das Thema Feminismus und also die Sache der Frau aushebeln. Diese Postgender-Prediger – nicht alle, aber doch alle, die ich kenne – haben sich einen Tunnel gegraben, der, direkt aus der alten, männlich geprägten und dominierten Welt kommend, vorbei führt an der Frau, ihrer Sache, ihrer Gleichberechtigung und Gleichstellung, um vor ihr oder über ihr in einen Raum zu münden, den sie Postgender nennen und mit dessen Hilfe sie behaupten, man (!) hätte die Geschlechtersache doch längst überwunden, das Thema läge ja, man (!) schaue doch, weiter hinten und sei somit obsolet. Sagen es, und spielen und spinnen die Rollenfäden und -muster ihrer Väter und Vorväter munter weiter, als sei da nie etwas gewesen und wir alle immer noch im Jahres des Herrn, und nur in seinem.

„Die Feministen“, sagen sie dann, und meinen das durchaus ernst, und keineswegs Männer wie Barack Obama, die sich als Feministen outen, sondern Frauen und Männer gleichermaßen. Der (!) Mensch Feminist, sagen sie, kann durchaus eine Frau sein, Hauptsache, er (!) wird aus einer männlichen Perspektive wahrgenommen. Dabei fände ich’s umgekehrt viel spannender – so was wie „Die Feministin Barack Obama“, das wäre doch auch mal was?!

Gegen solche und ähnliche Umkehrungen der Verhältnisse (warum nicht? in einer Gesellschaft, in der Geschlecht keine Rolle spielt, sollten doch Männer durchaus auch mal „weiblich“ sein dürfen?!) aber verwehren sich die(se) Postgender-Apologeten aufs Heftigste und bedienen sich zu diesem Zwecke der dienstältesten „Argumente“, die sie in einen Schwall schöner Worte verpacken, und damit, so schaut’s aus, bei den einen oder anderen, hauptsächlich aber doch bei männlichen Gesellschaftskomponenten, punkten. Logisch – hat man doch auf diese Weise die Frauen wieder zurück an Ort und Stelle gepfiffen, und steht auch noch gut dabei da – so lange, wie man und frau nicht zu genau hinschauen.

Mehr und viel Spannendes zum Thema gibt’s hier: „Gleich nach Gender kommt Gleichberechtigung“.

Ich persönlich würde ja gerne sagen, in Postgender könnten wir vielleicht dann einigermaßen angekommen sein, wenn ein Fußball-Satz wie dieser hier „Und weil die Gegnerin Italien hieß, rächte sich der Umgang mit den eigenen Gelegenheiten irgendwann“ oder dieser „Die Spielerin Mario Balotelli köpfte die Ball ins Tor“ weder Protest noch gar einen Aufschrei von hier oder da und überhaupt keine Reaktion hervorruft, wenn die Gesellschaft also ganz unverkrampft, spielerisch und ohne Dogmen von woher und wie auch immer mit Geschlecht, Geschlechterklischees, Rollen und Zuordnungen (-weisungen) umzugehen gelernt hat und sich gewöhnt hat.

Aber um dorthin zu gelangen, müssen erst Mal Frauen und muss das Weibliche gleich gestellt sein, was noch ein Weilchen dauern dürfte, dann zumal, wenn (viele!) Männer nicht endlich aufhören, in Gleichberechtigungsfragen zu mauern und sich mit Händen und Füßen dagegen zu wehren, mit allem, was ihnen zu Gebote steht, und auch mit dem, was ihnen nicht zu Gebote steht.

Ein kräftigen Anfang setzen könnten wir ja, weil’s relativ einfach und sehr schnell umzusetzen wäre, bei der Sprache, zum Beispiel, indem in allen Texten, in denen es vor- und überwiegend um Frauen oder Frauensachen geht, strikt das generische Femininum verwendet wird. Denn wir müssen ja nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten, aber Männer müssen das genauso wenig, und überhaupt geht ja wohl keineswegs und niemandem (!) darum, das eine oder andere Geschlecht zu annullieren, sondern darum, sie beide einander gleich zu setzen, gleich zu stellen, und beiden den gleichen Raum zu gewähren.

Schaun mer doch mal, wer was und warum dagegen haben könnte.

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