Ich glaube, es war Brigitte Foppa, die im Zusammenhang mit der neuen Südtiroler Landesregierung bzw. deren Bildung im Sinne von Schaffung sagte, „in dieser Regierung gibt es nur eine Frau“. So oder ganz ähnlich sprach sie, und ich fürchte, sie hat(te) recht.
Zumindest wenn, wie ein lieber Bekannter es ausdrückte (er hat mich auf das Bild aufmerksam gemacht, ich habe zur Zeit leider eher wenig Muße), „ein Bild mehr als tausend Worte sagt“ und wir dem Titelfoto der „Dolomiten“ vom 17.1.2014 Glauben schenken dürfen: Die einzige Frau, die auf diesem Bild präsent ist, ist die Frau Stocker, und ich glaube nicht, dass das an ihrem grünen (ha!) Blazer liegt.
Aber halt, dort, ganz rechts bzw. links außen, da steht doch die Frau Deeg – und lächelt tapfer, derweil sie unter dem Tisch ihre Hand aber schon ein bisschen zur Faust zu ballen scheint (sollen wir’s hoffen, dass sie das tut?!) und ihr Schulterschluss mit dem selbst- und siegessicheren „rampollo“ der neuen Landesregierung (Demut, die oft genannte, sieht aber anders aus, gell, und nicht nur in Frauensachen?!) will auch nicht recht gelingen. Irgendwie ist’s ja verständlich, derweil sich die unbeteiligte Betrachterin ein wenig konsterniert frägt: Gehört sich das so? Dass die Frauen auf offiziellen Bilden an den Rand und nach links bzw. rechts außen gedrängt werden? Meine Herren, möchte man da sagen, wo bleibt eure Kinderstube?!
Und da hilft es wenig, dass die Frau Oberhammer in der heutigen Ausgabe desselben Tagblattes mit Betonung auf Blatt strahlend verkündet, wie glücklich sie doch sei, mit dieser neuen Landesregierung und dem frauenfreundlichen Landeshauptmann, der den beiden Regierungsfrauen wichtige Aufgaben übertragen hat und auf diese Weise seine Wertschätzung zeigt. Na ja, was man halt versteht, unter Wertschätzung, nicht wahr, auf diesem Bild jedenfalls kommt die nicht groß rüber, aber vielleicht hat man’s ja auch nur vorübergehend vergessen, das Ding mit der Wertschätzung, so lange wie’s um einen selbst geht und die eigene Profilierung.
Ja ja, ich höre sie schon, die aufgebrachten männlichen Zwischenrufer, was wollt ihr überhaupt, ihr Frauen, erst groß emanzipiert sein und Gleichberechtigung fordern, und dann beleidigt sein, wenn euch nicht fürsorglich der Vortritt gelassen und die Tür aufgehalten wird, und wenn die Kämpfermänner die Quotenfrauen nicht galant in ihre Mitte oder vor die breite Brust nehmen, auf offiziellen und anderen Fotos?!
Darauf könnte ich jetzt natürlich antworten, dass Emanzipation und Gleichberechtigung und überhaupt die Einforderung von Rechten so schöne und nützliche Dinge wie Höflichkeit und Rücksichtnahme und gute Manieren keineswegs ausschließen. Wir wissen die durchaus zu schätzen, und die Einen schließen die Anderen ja sowieso keineswegs aus. Aber in Wahrheit geht es ja auch um etwas ganz anderes, nämlich darum, dass in einer Männerwelt jene Frauen, die sich in einer solchen durchsetzen und in ihr bestehen wollen, vermutlich tatsächlich nicht umhin kommen, sich Männergehabe zuzulegen, inklusive Breitbeinigkeit und Sich-in-die-Brust-werfen. Dass sie werden lernen müssen, sich nach vorne und in die Mitte zu dränge(l)n, wie Männer das tun. Und es geht darum, dass ganz offensichtlich Männer keineswegs geneigt sind, sich zurückzunehmen, zugunsten der Frauen und der Erkenntnis, dass mehr Frauen und mehr Männer zusammen die besseren Ergebnisse erarbeiten und erzielen. Lippenbekenntnisse? Opportunismus?
Wie gesagt, wenn ein Bild mehr als tausend Worte sagt, dann haben wir Frauen – hier in Südtirol zumal – noch einen langen, steinigen Weg vor uns. So nützliche und sinnvolle Dinge wie eine Frauenquote werden diesen Weg nicht weniger hart, sehr wohl aber weniger lang machen. Wenn nämlich die eine Hälfte der Protagonistinnen auf besagtem Foto Frauen wären, und die andere Hälfte Männer, dann sähe das Bild nicht nur insgesamt, sondern auch an seinen Rändern vermutlich ein wenig ausgewogener aus.
Ist das in den Mittelpunkt drängen wirklich eine typisch männliche Eigenschaft? Zugegeben, sie ist kulturell bedingt unter Männern verbreiterter. Ich denke aber in Zukunft wird es wohl eher eine typische Eigenschaft von Politikern sein, als eine typische Eigenschaft von Männern.
Ich denke, uns (Frauen) hat man gelehrt, über viele Generationen, dass es „sich nicht ziemt“, nach vorne und in den Mittelpunkt, ans Licht zu dränge(l)n und die Ellbogen zu benutzen. Das müssen wir wohl erst Mal abschütteln – könnte lange dauern -, und vielleicht auch erst lernen, die Ellbogen zu benutzen, ohne deshalb auch grob zu werden, wie das Männern aber durchaus „genehmigt“ wird. Es wäre wahrscheinlich hilfreich und würde den Weg abkürzen, wenn sich derweil Männer ein bisschen was bei den Frauen abschauen würden, in Sachen Benehmen und „Alpha“. Ob das „in die Mitte (?) drängen“ zur typischen Politiker-Krankheit werden soll, weiß ich nicht, ich persönlich würde mir halt weniger „Rampen(licht)s*ähem*“ und mehr Substanz wünschen, aber wissen tu ich’s nicht 🙂
Liebe Silvia!
Über die Einstellung zu Emanzipation und Gleichberechtigung kann das Bild auch hinwegtäuschen, aber nicht über die mangelnde Kinderstube, über Respektlosigkeit, Rücksichtslosigkeit und Selbstdarstellung. Da spricht es eine klare Sprache und disqualifiziert genau den Jüngsten der strammen Mannsbilder. Möge dich trösten, dass es mir als Mann aufgefallen ist.
Ok, Sebastian, für dieses Mal lasse ich dir deinen Willen 🙂 in Sachen Emanzipation usw.