In Sachen: Heimat (weil’s so schön ist)

„Heimat“ und was das ist, darüber hatte ich mir nie Gedanken gemacht: Ich war viel weg gewesen von zuhause, als ich noch jung war, aber „Heimat“ war kein Begriff, mit dem ich etwas anfangen konnte, ich verband damit Dinge, die mit mir nichts zu tun hatten. „Heimat“, das war eng, war muffig, und jedenfalls kein bisschen spannend. Das, was daran hing und was ich damit verband, interessierte mich nicht, und also interessierte mich auch der Begriff selbst nicht.

Das ist jetzt anders, ohne dass ich den Grund dafür nennen könnte; es ist nicht so, dass ich das Gefühl hätte, ich bräuchte heute eine „Heimat“, die ich früher nicht brauchte, und es ist auch nicht so, dass „Heimat“ heute und in meinen Augen sehr viel positivere Konnotationen hätte als früher. Aber ich stellte fest, dass für andere Menschen – ich weiß nicht, ob für Südtiroler Menschen in ganz besonderem, in größerem Maße als für Nicht-Südtiroler-Menschen -, dieses Wort sehr viel bedeutet, ich habe aber noch immer nicht verstanden, was genau sich hinter diesen sechs Buchstaben versteckt, verstecken darf, verstecken muss – und was nicht. Aber es wäre wohl möglich, dass das Wort ganz besonders für alle jene mächtige Wirkung entfaltet, die – direkt oder indirekt – um ihre „Heimat“ fürchten (mussten).

Wie auch immer: Vermutlich seit dem Tag, an dem ich verstanden habe, dass dieses „Heimat“ durchaus ein Kriterium ist, nach dem Menschen andere Menschen in „willkommen“ und „nicht willkommen“ einteilen (dürfen), seither horche ich auf, wenn ich das Heimatwort höre, und schaue genauer hin.

In einem schönen Artikel, den ich kürzlich im Zeit-Magazin lesen durfte, fand ich diese sehr schöne Definition:

(…) einen anderen Begriff von Heimat haben. Dinge wie Freundschaften, gewachsene Beziehungen, die Art, wie man die Welt betrachtet, kommen darin nicht vor.

Ja, dachte ich mir, so einfach könnte das sein, und so schön: Keine Hautfarbe, keine Religion, keine Tradition und nicht einmal eine Sprache, die darüber bestimmen, ob ein Ort Heimat sein darf oder nicht, dafür aber so etwas Zeitloses und Uneigennütziges wie Freundschaften und gewachsene Beziehungen; denn tatsächlich spannen ja gerade Freundschaften mehr als alles andere und mit leichter Hand die stärksten und die schönsten Bögen über alle Rassen-, Klassen- und sonstigen, menschlichen Abgründe hinweg.

Ich habe mir also gedacht, wenn man mich fragte nach einem Kriterium, das fest und unabdingbar zu(r) „Heimat“ gehört, dann würde ich sagen: Heimat ist, wo Freundschaften sind.

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