Kolibri in Bozen hat Ausverkauf, totalen Ausverkauf, wegen Geschäftsauflassung. Schon vor Jahren hatte ich in meinem Haus-Blog geschrieben, wie sehr ich diese Buchhandlung mochte, ich finde nach wie vor, sie war die schönste: Die Atmosphäre, das knarzende Parkett, das diffuse Licht… und natürlich die schönsten Bücher. Habe ich schon mal gesagt, dass es nur wenige Orte gibt, auf dieser Welt, an denen ich mir wünsche, ich wäre Millionärin? Diese Orte sind immer und ausnahmslos: Buchhandlungen, solche wie Kolibri. Ja, und jetzt wünsche ich mir wieder einmal, dass ich Millionärin wäre, denn dann würde ich Kolibri sofort kaufen, im Ganzen, beim Putz und beim Stingel, wie wir hier sagen, und überhaupt nichts ändern.
Bis auf die Angestellten, oder einen jedenfalls. Tatsächlich habe in schon seit längerem – schweren Herzens – nicht mehr eingekauft in dieser schönsten Buchhandlung Bozens, weil der Angestellte – der unwürdige und leider auch sehr unfähige Leiter – schlicht ein No-Go war. Er war nicht verschroben und er war nicht zerstreut – solches und noch vieles mehr würde man einem Buchhändler ohne weiteres verzeihen – er war einfach nur ungebildet, eingebildet, unsympathisch, er war also schlicht alles, was ein Verkäufer ganz und gar nicht sein darf. Umso weniger, wenn er in leitender Funktion verkauft und überhaupt: ist.
Jedenfalls hätte es mich sehr gewundert, wenn Kolibri mit diesem leitenden Angestellten noch lange überlebt hätte, in Zeiten wie diesen, aber auch in besseren Zeiten. Denn es gibt viele Dinge, die aus einer Buchhandlung eine gute Buchhandlung machen, aus einem Geschäft ein gutes Geschäft – ganz weit oben rangieren aber in dieser Reihung die VerkäuferInnen, die im Übrigen möglichst nicht auf Teufel komm raus verkaufen = Umsatz generieren, sondern: gut beraten sollten. Dann lässt der Umsatz in der Regel nicht lange auf sich warten.
Wie gesagt, auf die Tatsache, dass der Kunde allem und allen übergeordneter Boss ist, auf diese Tatsache scheint man in den letzten Boom-Jahrzehnten vergessen zu haben, leider auch bei Kolibri. Der Kunde ist keineswegs mehr König, sondern einfach nur noch: Depp oder, im bestmöglichen Fall, Umsatzgenerierer.
Aber irgendwann präsentiert dann dieser Depp seine Rechnung doch, früher oder später, und direkt oder indirekt.