It’s the (stupid) context

(Ich, laut nachdenkend)

Ich bin grad genervt. Auf meiner Wall im Facebook habe ich neulich dieses Video gepostet. Ich find’s einfach nur entsetzlich blöd. Noch bevor ich es sexistisch finde.

Natürlich hat’s nicht lange gedauert, da kam auch schon der erste Einwand, den ich hier nicht vollinhaltlich wiedergeben werde, weil es darum nicht geht, sondern darum, ob solch dämliche Spots nur (oder weit überwiegend) mit Frauen zum Inhalt und für ein männliches Publikum geschaffen werden, und ob das Motto „Sex sells“ zwingend auch Sexismus meint und beinhaltet. Als Beispiel, dass beides sehr wohl zutrifft, wurden die Coca Cola Light-Spots genannt (ich kann mich nur vage an sie erinnern, aber ich weiß, dass sie mir gut gefielen. Weiter habe ich darüber nicht nachgedacht). Sie seien, hieß es, (genauso) sexistisch wie der First Aid Spot da oben.

Da musste ich erst mal schlucken, und nach Sexismus googlen (Ergebnis s. unten). Ich bin nun nicht der Meinung, dass gleich sexistisch ist, was einen blanken, oder auch: mehr oder weniger nackten Körper zum Inhalt hat, und/oder auf Sexualität anspielt. Zum Beispiel finde ich es nicht sexistisch, wenn eine fast nackte Frau oder ein fast nackter Mann auf Plakaten mehr oder weniger schöne Werbung für mehr oder weniger schöne Unterwäsche macht. Was sollen die tragen, bitteschön? Blaumänner? Eher schon finde ich es sexistisch(er), wenn ein ganzer Haufen vollständig angezogener Frauen völlig! den Verstand verlieren soll, weil George Clooney ein Lokal betritt. Oder ein Päckchen-Lieferant ein paar Schuh-Kartons von Zalando liefert.

Einfach nur blöd, ebenso sinn- wie hirnlos, und ich kann mir nichts auch nur annähernd Vergleichbares vorstellen, mit männlichen Protagonisten (aber vielleicht liegt’s ja auch nur daran, dass ich so gut wie nie fernsehe?! oder die „falschen“ Medien konsumiere?!).

Ich finde also, Sexismus fängt dort an, wo der Kontext, in dem nackte Haut und die Folgen, die diese auslösen kann (ansprechen soll), völlig aus der Luft gegriffen ist. Wenn also, vielleicht so?, die Situation, die gezeigt oder gespielt wird, im „richtigen“ Leben völlig undenkbar ist.

Ein Bauarbeiter, der mit nacktem Oberkörper sein Pausen-Coke öffnet, ist das nicht. Und ich kann auch nichts schlechtes oder sexistisches daran erkennen, wenn Frauen sich auf diesen An- *ähem* Augenblick freuen. So what? Ein Getränkelieferant, der verd* gut aussieht, ist auch durchaus denkbar, ebenso wie die Idee, dass die Frauen einer ganzen Büro-Etage (! s. unten, kursiv), sich auf den Moment seines Auftauchens freuen.

Und natürlich: Dieser Bauarbeiter, seine *hm* Integrität?, seine männliche und seine berufliche, leidet kein bisschen unter diesem Image, das ihm hier angedreht wird. Er wird nicht zum (hirnlosen) „Objekt“ degradiert, mit oder ohne Sex drin, sondern ist immer noch und trotzdem: Subjekt. Er (!) ist die Hauptfigur im Spot.

Aber halt: Sexistisch, fällt mir grad ein, könnten diese Coca Cola-Spots doch sein. Immerhin ist ein ganzes Etagenbüro voller Schreibtische, hinter denen sitzen… na, wer denn wohl? Nun gut.

Er, also der  Mann, ist übrigens auch die Hauptfigur im First-Aid-Spot des Arbeiter-Samariter-Bundes (darüber auch, nachdenken).

Aber: Es ist NICHT realistisch, kein bisschen, nicht einmal im entferntesten, außer vielleicht in blöden und siebtklassigen Sex-Filmchen der Irgendwann-Jahre, dass Frauen in dämlichster Verkleidung oder überhaupt ohne Kleidung Nothilfe leisten, oder Erste-Hilfe-Kurse geben. Oder Pizza ausliefern. Oder sich nackt oder zumindest weitestgehend nackt auf Kühlerhauben räkeln oder um Motorrad-Tanks winden.

Ich meine also, im Fazit, „sexistisch“ ist keineswegs, weil und wo „Sex“ drin ist, oder draufsteht, sondern wo letzterer völlig situations- bzw. realitätsfern mehr Selbst- denn Mittel zum Zweck ist. Und behaupte, frisch und frei von der Leber weg: it’s the context, stupid!

Nicht zuletzt, um noch einmal kurz auf den – dezidiert – Frauenaspekt der Thematik zurück zu kommen: Ich glaube, es ist die schiere Menge des Phänomens, die den Unterschied macht. Und überhaupt habe ich es ziemlich satt, dass eine Problematik keine solche mehr ist, sein soll, sein darf, für Frauen, in der Gesellschaft, bloß weil es sie – in ähnlicher, gern auch identischer Form – für Männer genauso geben könnte, oder gibt.

Denn niemand, und Frauen schon gar nicht, hindern Männer daran, sich gegebenenfalls zur Wehr zu setzen, gegen männerbezogenen Sexismus von Frauenseite (nur zu! bitte gern!). Und nicht zuletzt muss auch in diesem Zusammenhang betont werden, weil’s gar nicht genug betont werden kann:

Es ist nicht dasselbe, wenn eine Mehrheit (dominante Gruppe), und eine Minderheit (dominierte Gruppe) dasselbe tun.

  • wird Sexismus häufig über vorurteilsbesetzte (negative) Einstellungen und diskriminierende Verhaltensweisen gegenüber Personen aufgrund ihres Geschlechts[2][3] oder noch breiter als „stereotype Einschätzung, Bewertung, Benachteiligung oder Bevorzugung einer Person allein auf Grund ihrer Geschlechtszugehörigkeit“[4] definiert. Diese Definitionen umfassen Stereotypisierungen, Abwertungen (Psychologie) und Diskriminierungen, die Frauen und Männern theoretisch gleichermaßen betreffen können.[5] Die amerikanischen Sozialpsychologen Peter Glick und Susan Fiske definieren Sexismus als Feindseligkeit gegenüber Frauen. Sexismus produziere die Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Rollen, wobei diese insbesondere Frauen in eine untergeordnete Position und in eine Stellung mit weniger Macht dränge als Männer.[6][7]
  • In der soziologischen Forschung wird der strukturelle Aspekt des Sexismus betont (siehe auch Strukturfunktionalismus, sozialer Status). Hier heißt es, Sexismus sei kulturell bedingt, institutionell verankert und individuell verinnerlicht. Es sei ein weitergetragenes Denken, Glauben, Meinen und ein Handeln als gesellschaftliche Praxis, welches Männer privilegiere und Frauen unterwerfe. Hierdurch werde das Tun von Frauen abgewertet und Frauen (und Männer) würden auf bestimmte Rollen festgeschrieben. Dieser Ansatz betont die Mechanismen eines diskriminierenden Gesellschaftssystems, hier des Patriarchats, und untersucht die Verschränkungen von Sexismus mit anderen kritischen Ausprägungen von Herrschaft bestimmter Gruppen wie dem Rassismus, dem Klassismus oder derAltersdiskriminierung (englisch: „ageism“), Handicapism oder Speziesismus.

 

 

 

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