Die „Flüchtlinge“ sind ja jetzt angekommen, in Kastelruth. Oder zumindest hier sind sie. Neunzehn, an der Zahl, was nicht wirklich viele sind, auch wenn man im Vorfeld ihrer Ankunft fast hätte meinen mögen, dass ihrer ganze Heerscharen auf dem Weg zu uns her waren. Aber gut, „Neues“ macht halt „Angst“, manchen, manchmal, offenbar.
Egal, jetzt. Jedenfalls bin ich also gestern schnell mal hoch gesprungen, zum „Kloster“, um zu fragen, wo wann wie ich helfen könne. Dabei ist mir eingefallen, dass ich mal gelesen hatte, wie wichtig Internet für diese Menschen ist. Mir scheint das sehr logisch,und nachvollziehbar – weil Internet heutzutage eh wichtig ist, schon klar, aber mehr noch, weil diese jungen Männer ja schließlich ihr soziales, ihr familiäres und überhaupt jedes Umfeld auf einem anderen Kontinent zurück lassen mussten, und in eine ihnen völlig fremde Welt geworfen wurden. Da tut es bestimmt gut, wenn man Kontakte halten, sie pflegen und überhaupt: sich informieren kann – auch über das „neue Leben“ und das neue Umfeld, übrigens. Dann fiel mir noch ein, dass irgendwo in Deutschland die Deutsche Telekom Flüchtlingshäuser mit WLAN ausstattet, und auch gleich die Kosten dafür trägt. Das fand ich eine schöne Idee: Wenig Aufwand (für die Telekom), großer Nutzen (für alle).
Da lag es doch sehr nahe, finde ich, dass ich diese beiden Fäden weiter spann, bzw. miteinander und dazu der örtlichen, aktuellen Realität verwob, was zu einem Ergebnis führte wie „was die Deutsche Telekom kann, das sollte doch die örtliche Raiffeisenkasse auch können“. Immerhin ist Raiffeisen via ROL aka Raiffeisen Online einer der mächtigen Internet-Provider, und die Raiffeisenkasse Kastelruth eine der finanzkräftigsten Raiffeisen-Dorfbanken im Lande (habe ich mir sagen lassen…). Überdies ist dieses Bankhaus – auch das habe ich mir sagen lassen – sozial, wirtschaftlich und kulturell engagiert, im Dorfe. Da sollte die WLAN-Versorgung eines einzigen Hauses doch kein Problem darstellen, möchte frau meinen – in Anbetracht der besonderen Umstände noch ein bisschen weniger.
Ich muss gestehen, ich bin von Natur aus eher spontan, bis impulsiv. Derweil man hierzulande eher behäbig ist, und gemächlich. Da prallen schon mal Welten aufeinander, manchmal schmerzhaft. Insofern erwartete ich mir nicht viel oder eigentlich gar nichts, unmittelbar zumindest nicht, als ich in der oben erwähnten Sache kurz vorsprach, im Hause Raiffeisen Kastelruth, im Büro der Internet-Zuständigen, zumal ich eh grad dort zu tun hatte, und eine Frage ja normalerweise nichts kostet, nicht einmal bei Banken.
Wie gesagt, ich erwartete wenig, und sogar fast nichts – die üblichen Ausreden, Taktiken und Floskeln halt, die in solchen Fällen meist zur Anwendung gelangen, wie z. B. „muss vorbringen“, „kann nicht entscheiden“, „nette Idee“, „werde weiterleiten“, „wir melden uns“ und dergleichen mehr -, aber selbst dieses Ultrabisschen an „Erwartung“ wurde noch unterboten, von der Zuständigen, denn sie sagte, tatsächlich, und wortwörtlich:
„Haben sie ja, Internet. Es gibt ja auf dem Dorfplatz einen Hotspot. Und dort können sie ja hin.“
Willkommenskultur.
Im Dezember. Hotspot. Auf dem Dorfplatz, den ganzen Tag im Schatten. Auf 1100 Metern Meereshöhe. Wo Winter kalt sind. Und wo erst kürzlich ein prominenter Einwohner, in einer Nachrichtensendung zu den Flüchtlingen befragt, die Sorge (!) geäußert hatte, ob ihnen denn nicht kalt sein werde, hier bei uns, weil’s doch immer so warm ist, dort, wo sie herkommen. Ein klein(lich)er Gedanke, dieser, wohl wahr, des prominenten Oberspatzen, aber, scheinbar, selbst er noch zu groß für eine Bankbeamtin, wenn auch in kleiner Position, so doch Mitarbeiterin und mithin Repräsentantin des Hauses, für das sie tätig ist.
Oder überhaupt, Kultur.