Also, die Debatte um Benko – ja oder nein – und ein Facebook-Kommentar, dass die Zukunft des Handels eh online stattfinden wird, hat mir in Erinnerung gerufen, dass ich dazu, also zum Internet-Shopping, schon längst ein paar Gedanken ordnen wollte. Vorab: Ich gehöre nicht zu den Fans des Benko-Projekts, ich kann darin sowieso keinen Nutzen und schon gar keinen Mehrwert erkennen. Aber wenn ich dazu noch den Online-Handel addiere, bleibt für Benko gar nichts mehr übrig.
Ich werde oft gefragt, im Bekanntenkreis, ob ich viel im Internet kaufe. Keine Ahnung, warum ich das gefragt werde, das tue ich nämlich nicht, oder eigentlich: Nicht mehr. Oder dann doch wieder. Aber der Reihe nach.
Zum ersten Mal im Netz gekauft habe ich vor etwa 15 oder so Jahren, ein paar ganz normale, schlichte, klassische Gummi-Flip-Flops, die es damals hierzulande nicht mehr oder noch nicht wieder gab, ohne die ich aber nicht leben kann. Im Netz habe ich sie gefunden, und gekauft. Es war ein Abenteuer, und ich korrespondierte damals noch via Email und sogar telefonisch mit der Ladeninhaberin, die dann kurz darauf zu einem richtigen Unternehmen anwuchs, ich glaube, es heißt immer noch flipflop.de, und ist ganz schön groß geworden, im Gegensatz zu damals, als es nur Flip-Flops verkaufte, von einer Sorte, in allen Farben. Richtig nostalgisch wird mir zumute. Es waren aber auch nette Zeiten, damals.
Dann hörte ich wieder auf mit dem Internet-Shopping, die Versandkosten waren noch sehr hoch, und diese Art des Shopping für NormalbürgerInnen also nicht sehr lohnend. „Richtige“ Sachen will ich dann sowieso auch fühlen, anprobieren, undsoweiter. Katalog-Kauf war noch nie meins gewesen – etwas anderes ist Online-Handel ja schließlich auch nicht, halt in digital und ein bisschen größer. Dann kam Amazon, wo ich ein Weilchen Bücher kaufte, es war halt praktisch, aber auch damit habe ich sehr schnell wieder aufgehört, weil auch der heimische Buchhandel schon längst online verkauft und liefert. Es ist halt, wie gesagt, einfach praktisch.
In letzter Zeit aber scheint mir Internet-Shopping wieder zunehmend interessant zu werden, unter anderem, weil die Versandkosten vielfach abgeschafft wurden, es immer ein bisschen wie Weihnachten ist, wenn der Kurier ein Päckchen liefert, und weil Umtauschen nun wirklich kein Problem ist. Im Gegensatz zu, fällt mir gerade ein, einem der alteingesessenen – entsprechend hochtrabenden – Bozener Traditionshäuser, aus dem ich mir vor Jahren ein schönes Stück geleistet hatte, das sich aber leider, einmal zuhause, als Fehlkauf erwies. „Umtausch? Nein. Machen wir nicht.“ Tja. Das war’s dann wohl. Bei Zara hingegen konnte ich, viele Jahre später, einen Fehlkauf auch nach vier Wochen (man zieht ja nicht jedes neue Teil gleich am nächsten Tag an, oder?!) noch umtauschen, sogar ohne Kassenbon. Da könnte sich so manch einer der Alteingesessenen ein paar Scheiben abschneiden, statt zu jammern und zu heulen.
Für diese und andere Fehler der glorreichen Vergangenheit bekommt der „lokale Handel“ – nicht alle, schon klar – jetzt die Rechnung präsentiert. Ich habe wenig Mitleid.
Für all die anderen aber, die, die sich redlich mühen, tut es mir schon sehr leid, dass sie mit der – unfairen, eh klar – Konkurrenz im Internet zu kämpfen haben, denn Kämpfe sind immer aufreibend, kräftezehrend und man weiß nie, wer gewinnt. Manche streichen ihre Segel in vorauseilendem Gehorsam, gewissermaßen… und manche machen alles richtig. Dazu gleich.
Inzwischen hat sich mein Einkaufsverhalten nämlich dahingehend eingependelt, dass ich mich im Internet informiere, und im heimischen Handel kaufe. Vorausgesetzt, ich bekomme dort auch, was ich will.
Und dort liegt sie, in meinen Augen, die nächste große Herausforderung des stationären (geht das so?) Handels: Nicht nur, dass die KundInnen manchmal besser informiert sind als die VerkäuferInnen, sondern auch noch, dass die KundInnen SEHR genau wissen, was sie wollen, und genau wissen, dass sie das auch kriegen. Wenn nicht hier, dann dort, und sonst eben im Netz. Da müssen allfällige Alternativ-Angebote in den heimischen Läden, falls das Gewünschte nicht vorhanden sein sollte, schon sehr gut sein. Und die VerkäuferInnen auch. Es ist, um die Wahrheit zu sagen, unmöglich.
An zwei Negativ-Beispielen: Ich hatte mehr als 20 Jahre lang einen Gemüsehobel in meiner Küche. Er war perfekt – jetzt ist er tot – und also wollte ich – logisch – genauso einen wieder haben. Leider aber waren die Alternativen zum Gewünschten-Gewohnten-Geliebten, wie sie mir in Bozen zahlreich angeboten wurden, alle sehr freundlich, aber leider nicht auf der Höhe besagten Hobels. Unnötig zu sagen, auf welchem Wege ich dann doch bekam, was ich wollte.
Negativbeispiel 2: In einer sehr! großen Bozner Buchhandlung bekam ich eigentlich seit jeher nur negativen Bescheid, wann immer ich nach einem Titel fragte. Wenn man mir dann früher anbot, das Buch zu bestellen, war das gut. Wenn man mir das aber, seit der Internet-Handel massentauglich ist, immer noch anbietet, als sei überhaupt nichts passiert, ist das einfach nur: * Genau. Bestellen kann ich selber, genauso gut, genauso schnell.
Womit ich bei meinem Positiv-Beispiel angekommen wäre – und meiner Idee zur Teil-Rettung des Einzelhandels (Patent ist schon angemeldet 😉 ):
Ich trage seit Menschengedenken im Sommer ein Parfum, und wenn dieses Parfum nicht ist, kann’s nicht Sommer sein. Ich besitze dafür ein schönes Flacon, und muss also nur eine Nachfüllpackung kaufen, die aber leider neulich in meiner Lieblings-Parfumerie in Bozen nicht vorrätig war, auch in den Filialen nicht. In der nächsten Parfümerie leider auch nicht, aber vielleicht, beschied man mir höflich, in der anderen Filiale. Ja, auch dorthin lief ich noch, dem lokalen Handel zuliebe. Der Nachmittag war dahin, aber was tut man nicht alles, wenn man höflich aufgenommen und weitergereicht wird.
In jener Filiale nun machte die junge Frau alles richtig (sie war zudem sehr höflich und sehr gut erzogen – beides SEHR selten heutzutage, es fällt sogar richtig auf, wenn’s mal jemand ist. Sein sollte es eigentlich aber doch eher umgekehrt…).
Ich fragte also nach dem Produkt, das die junge Frau nicht kannte – vielleicht war’s auch nur meine Französisch-Aussprache, die sie irritierte -, was sie sich aber nicht anmerken ließ und was sowieso nichts ausmachte, denn man hatte einen Bildschirm und Internet vorrätig. Mit vereinten Kräften wurden wir sehr rasch fündig, aber: Das Produkt sei leider nicht im Haus, sie könne es für mich bestellen. Ach, sagte ich, das kann ich selbst. Darauf Sie: Wenn sie über unsere Seite bestellen, wird innerhalb von zwei Tagen kostenlos geliefert, und ich schenke Ihnen einen Online-Rabatt-Coupon über fünf Euro, den Sie beim Kauf auf unserer Seite gleich einlösen können.Sie schenkte uns dann zwei Rabatt-Coupons, dazu noch zwei Gutscheine für irgendwas, die aber dann doch im Papierkorb landeten (dieser ihr Versuch verlief ins Leere 😉 ), bis auf den einen, der natürlich prompt eingelöst wurde.
Klüger könnte das „Problem“ kaum gelöst werden.