Dieser Rummel um ein Bozner ERLEBNISkaufhaus schlägt mir langsam aufs Gemüt. Schon interessant, wie die Südtiroler Herzen nach rückwärts schlagen, denn während die Welt darüber nachdenkt, wie der längst aus jeglicher gesunden Bahn geratene Konsumdrang und Konsumzwang zu reduzieren und in gesündere Bahnen zu lenken sei und gelenkt werden könnte, in dieser Zeit also streitet man sich in unserer Landeshauptstadt darüber, ob und wem man ein weiteres Einkaufsmekka und wie genehmigen kann.

Dabei, man bedenke, könnte sich Bozen, die Schöne, Hauptstadt in Südtirol, dem Reichen, durchaus Besseres leisten als ein Allerwelts- Shopping-Center, von denen die Welt nun wahrlich nicht noch eins braucht, unsere kleine nicht, aber auch die große nicht, von diesen Einkaufshöllen mit falschem Licht und falscher Luft und stets viel Gelumpe, das uns albernen Konsumenten mit viel Aufwand eingeredet wird, dass wir es bräuchten. Der banalen Allerwelts-Narretei hilft auch wenig, wenn all der Falschheit das (vermeintlich?) magische „Erlebnis“ (das ja letzthin überhaupt für jeden Schund herhalten muss), vorangestellt wird. Ja, mag sein, ich  bin ein bisschen vorbelastet und voreingenommen, in Sachen „Erlebnis“, denn ich meine, verstanden zu haben: Wo immer „Erlebnis“ draufsteht, sind hauptsächlich drei Dinge drin: a) viel heiße Luft, b) überteuert und das bisschen, das noch bleibt, ist c) ganz und gar überflüssig.

Wenn dann, wie ich neuerdings höre, das Einkaufs-„Erlebnis“ mit dem Heimat-Mäntelchen behängt wird, dann sollten wir, meine ich, erst recht hellhörig werden, denn dann wittere ich nicht mehr nur eine Einkaufs-, sondern dazu auch eine Touristenhölle, mit sehr viel Kosmetik und ganz, ganz wenig Heimat. Doch, vielleicht sollten wir bei diesen braven Geschäftsleuten noch einmal nachfragen, wie sie sich das denn vorstellen, mit der Heimat, und ob sie wirklich glauben, dass sie dieser einen Gefallen tun, wenn sie sie in ein Shopping-Center sperren und auf ein bisschen geschöntes, getuntes, gephotoshoptes (ha!) Einkaufen festmachen.

Lassen wir doch einfach die Kirche im Dorf, und die Dinge dort, wo sie hingehören: Einkaufen bei der möglichst optimalen Bedarfsbefriedigung, und das Erlebnis bei den Menschen.

Derweil könnten doch die Herren Investoren und die Frau Stadt an etwas denken und an etwas planen, das unsere kleine, aber auch die große  Welt, noch nicht so oft gesehen hat, das sie aber richtig gut brauchen könnte, zum Beispiel, nur mal so als Idee, ein Haus des Handwerks, ein großes Dach also, unter dem lauter handwerkliche Spezialisten, die die schönen und die guten Sachen mit ihren kundigen Händen und leidenschaftlichen Herzen wieder herrichten, beleben, aufhübschen. Auch viele kleine, offene Werkstätten, denke ich weiter, könnten sich vielleicht ausgehen, wenn Kapital + Heimat + Liebe zu ihren Menschen aufeinander treffen, um gutem altem Handwerk neues Leben einzuhauchen und junge Menschen wieder dafür zu begeistern.

Man könnte,  wenn man wollte, in dem neuen Haus in Bozen ja überhaupt ein Haus der KulturEN schaffen, mit allem, was dazu gehört, ganz eng und ganz weit gefasst, ein schönes Haus, ein kostbares Haus, ein Ort von Generationen und für Generationen, ein Platz, an dem Menschen sich treffen, ausdrücken, einbringen und austauschen, eine Art Welt-Mittelpunkt, und alles zusammen, mit dem Bahnhofspark, könnte die Bozener Stube werden, denn ihr Wohnzimmer hat sie ja schon.

Zur Anregung, derweil, aus München und für die Herren Wirtschafter, und Stadtplaner:  HEI

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