Also, neulich hörte ich einem Grüppchen Menschen bei einer Diskussion zu, es ging in ihrem Gespräch um die Eintragung in das Verzeichnis der Publizistinnen. Ein Journalist, der selbst in hoher Funktion bei der entsprechenden Kammer tätig gewesen war, berichtete, man habe sich dort darauf geeinigt, dass es für die Eintragung nicht reichen solle, über einen bestimmten Zeitraum hinweg und kontinuierlich journalistisch tätig zu sein, sondern dass diese Tätigkeit auch bezahlt werden müsse, um als solche anerkannt zu werden. Denn, so sprach der Herr, durch Bezahlung erst werde Wertschätzung zum Ausdruck gebracht, und Wertschätzung sei wichtig.
Im ersten Moment fand ich das einfach nur befremdlich, weil ja schließlich die Tatsache, so denke ich, dass eine Arbeit bezahlt wird, für sich allein noch längst nichts aussagt über deren Qualität. Ich z. B. könnte aus dem Stand eine ganze Reihe „journalistischer (aber beileibe nicht nur solche!) Arbeiten“ aufzählen, die zwar bezahlt, dessen ungeachtet aber von niedrigster oder überhaupt gar keiner Qualität sind. Umgekehrt geht auch.
Im zweiten Moment dann habe ich mir gedacht, na, wenn dem so ist, dass also eine Tätigkeit oder eine Arbeit oder eine Leistung nicht an ihrer Qualität und ihrem Wert für die Gesellschaft oder für die Gemeinschaft beurteilt wird, sondern nach ihrem Geldwert, dann verstehe ich ab heute gar manche Dinge ein bisschen besser.
In einem dritten Moment dann habe ich mich gefragt, ob es womöglich in Sachen „Wertschätzung unbezahlter Leistung“ verschiedene Schlüssel geben könnte, Schlüssel, von denen nicht alle wissen. Denn, so scheint mir, es wird z. B. die unbezahlte Arbeit, die tagaus tagein und jahraus jahrein von Ehefrauen, Müttern, Töchtern für ihre Familien, die Ursprungs- und die neuen Familien, geleistet wird, nicht wirklich hoch, viel zu oft sogar überhaupt nicht gewertschätzt, nicht einmal dann, wenn sie bezahlt wird (es stimmt also nicht ganz, dass Bezahlung an und für sich schon für Wertschätzung sorgt). Andererseits aber wird, so scheint mir, die grundsätzlich unbezahlte Arbeit von Männern, die sich freiwillig und ehrenamtlich zum Beispiel für die Feuerwehr, die Musikkapelle, die Sportvereine einsetzen, sehr hoch gewertschätzt, und zwar seit je, bedingungslos und ohne Wenn und Aber.
Der Geldwert bzw. die Tatsache, dass eine Leistung bezahlt wird, ist also, so will’s mir scheinen, nicht unbedingt ausschlaggebend dafür, ob und wie viel Wertschätzung ihr entgegen gebracht wird oder nicht. Einerseits. Andererseits scheint mir klar zu sein, dass z. B. Feuerwehr, Musikkapelle, Heimatpflegeverein u. dgl. mehr selbstverständlich als Dienste an der und für die Gemeinschaft erkannt und anerkannt und als solche hoch gewertschätzt werden (auf die „Umwegrendite“ freiwilliger Tätigkeit wie oben will ich hier nicht näher eingehen, das ist ein anderes Thema, das durchaus nähere Betrachtung verdienen aber den Rahmen dieses Beitrags sprengen würde).
Andererseits kann ich mir nur schwer vorstellen, dass man (aber auch frau, wenn wir’s ganz genau nehmen) noch nicht wirklich erkannt haben sollte(n), welch gewaltiger Dienst an der Gemeinschaft und der Gesellschaft die Arbeit der Frau und für ihre Familie selbstverständlich ist… womit ich aber leider immer noch nicht weiß, woran die Unterschiede in Sachen Wertschätzung festzumachen sind.