Es tut sich was, in Südtirol, in Frauenbelangen. Wurde aber auch Zeit. Die Südtiroler Politik wird weiblich(er) – zumindest im Wahlkampf, ein bisschen. Der Landesbeirat für Chancengleichheit ruft auf zu „Mehr Frauen – Mehr Demokratie“ und lanciert eine starke Kampagne; nur wenige Tage später – richtig, es ist ja Wahlkampf – ruft die SVP-Frauenbewegung die ihren zu einem Abend unter dem Thema „Frauen in Führungspositionen als Mutmacherinnen“ zusammen, im Laufe desselben die SVP-Frauen-Chefin Margesin „rief die anwesenden Frauen dazu auf, sich gegenseitig solidarisch zur Seite zu stehen und Frauen in Führungspositionen zu unterstützen, sei es durch das konsequente Beharren auf der Vertretung der Frauen in allen Positionen, als auch durch das konsequente Wählen von Frauen.“ Gestritten wird dann aber scheinbar und laut Medienberichten darüber, ob „die Frau Plassnik Kinder habe“.
Da kommt er doch recht passend, der Artikel auf http://www.diestandard.at über „Teilzeit ist Teil der gläsernen Decke„, in dem sehr schön beschrieben wird, wie steinig der Weg hin zu Gleichstellung und Gleichberechtigung immer noch ist, auch aber nicht nur in den Medien. Bei letzteren finde ich das besonders schade, verfügen sie ja doch über ganz besonders kraftvolle und effektive Mittel in Sachen Sensibilisierung, Gestaltung und Beeinflussung der öffentlichen Meinung und Bilder.
Schade also, doppelt und vielfach schade, dass eine der wenigen Frauen, die es auf einen Chefinnenposten gebracht haben, und sogar auf den Chefinnenposten der einflussreichsten Südtiroler Wochenzeitschrift (eine bedeutende Leistung, angesichts der im og. Artikel beschriebenen Zustände und der Kleinheit unserer Provinz), dass also diese Chefredakteurin ihren Geschlechtsgenossinnen und deren Bemühungen nicht wirklich wohlgesonnen zu sein scheint. Ja, dass sie sogar die Anstrengungen der Frauen – der Grünen Frauen zumal – in ihrem groß angelegten Artikel über einen laschen und temperamentlosen Südtiroler Wahlkampf geradezu ins Lächerliche zieht: Nicht nur hat Frau Aschbacher den frauenpolitisch doch recht bedeutsamen Umstand übersehen, dass etwas mehr als die Hälfte der Grünen Kandidatinnen weiblich sind und die 35köpfige Grüne Liste sowohl ethnisch als auch geschlechtlich sehr bunt und sehr gerecht ist. Das allein wäre in unserem zwar sehr schönen, aber doch auch recht engstirnigen und provinziellen Südtirol eine schöner und wichtiger Beitrag zur Wahlkampfberichterstattung gewesen, finde ich.
Aber nein – die einzige Chefredakteuren der einzigen Südtiroler Wochenzeitschrift streicht lieber sämtliche Themen der Grünen und natürlich der Grünen Frauen auf einen „Wahlkampf vor leeren Stühlen“ zusammen, indem sie das Foto der sechs von den insgesamt 18 mutigen grünen Frauen, die an jenem Vormittag anwesend sein konnten, auf diese paar fast schon hämischen Worte reduziert.
Schade, wirklich schade – nicht nur um die vertane Chance, die Sache der Frau(en) einmal mehr und mit Kraft nach vorne zu bringen, sondern auch und noch viel mehr um die verpasste Gelegenheit, selbst Mutmacherin zu sein für jene Mutmacherinnen, die sich für die Gleichstellung und Gleichberechtigung ihrer Geschlechtsgenossinnen stark machen und teils heftigem Gegenwind aussetzen.
Ja, schade.