Manderwirtschoft

Kürzlich war ich mit einer Lehrerin einer Südtiroler Oberschule zusammen getroffen, wie’s halt der Zufall so will, und im Plaudern über das Eine und das Andere ließ ich einen Kommentar über unser doch immer noch und trotz allem ziemlich reiches Land fallen. Ich meine, unser Reichtum springt doch jeder ins Auge, die ihn sehen will, nicht wahr – ich persönlich staune zum Beispiel immer gern und immer wieder über unsere Superstraßen, Tunnels, Hang-Befestigungen und ganz besonders über unsere Museen, Schulgebäude und überhaupt unsere öffentlichen Gebäude.

In dem Zusammenhang, übrigens, ein kleiner Exkurs: Wir waren kürzlich, meine Tochter und ich, zu Besuch in der Benediktiner-Abtei in Müstair (Weltkulturerbe, in der – reichen – Schweiz, kann ich sehr empfehlen) und gleich danach, weil’s naheliegt im mehrfachen Sinne, in der (Südtiroler) Benediktiner-Abtei Marienstift, zweifelsohne ein überaus wichtiges kunst- und kulturhistorisches Denkmal weit über unsere Provinzgrenzen hinaus, aber keineswegs UNESCO-Weltkulturerbe. Nichtsdestotrotz: Das Schweizer Weltkulturerbe (!) wirkt im Vergleich zu unserem „einfachen“ Stift Marienberg doch recht schlicht, sei es in seiner Ausstattung, sei es in seiner Gestaltung. Das hat mich nachdenklich gemacht.

Aber zurück zum Ursprung. Jene Lehrerin war nicht recht einverstanden, mit meiner Meinung über unser reiches Land, und erzählte, wie an den Schulen, am Lehrpersonal, an Lehrausflügen, am Material und überhaupt: an der Bildung, Ausbildung und Zukunft unserer Kinder und somit an unser aller Zukunft nach Kräften und ziemlich rücksichtslos gespart und gekürzt werde, und dass diese Gelder „nur noch an die Ausländer“ gingen. Sie sagte das so, wörtlich. Das nun scheint mir doch eher sehr frag- bis unglaubwürdig, aber wir hatten leider nicht mehr die Gelegenheit, der Sache nachzugehen.

Seither überlege ich, in Sachen „Wirtschaft“ und „Wirtschaftskompetenz“, wie denn das zugeht und was daran so „wirtschaftlich“ sein soll, wenn auf der einen Seite an den Schulen und der (Aus-)Bildung – also dem Fundament jeder Gesellschaft -, gespart und gekürzt wird, gleichzeitig die Bevölkerung (und nicht einmal nur die „ungebildete“) im Glauben gelassen wird, die auf diese Weise frei gewordenen Mittel dienten nur dazu, „die Einwanderer“ zu verwöhnen… aber kein Mensch fragt, ja wie es denn sein kann, dass scheinbar und trotz allem immer noch genügend Millionen und sogar Abermillionen da sind, die von unseren wirtschaftskompetenten Regierungsmännern frohen Herzens und leichten Gemüts in maroden Fluglinien, überflüssigen Flughäfen, untüchtigen Fahrsicherheitszentren, unzeitgemäßen Seilbahnen usw. usf.: Versenkt werden.

Ja, und wenn ich dann noch ein bisschen weiter überlege, dann lande ich unweigerlich bei der Frage, welcher Gesellschaftsschicht um nicht zu sagen welchen Geschlechts Lieblingsspielzeug Autos, Flugzeuge, Rennbahnen, Motoren u. dgl. mehr schon immer waren und scheinbar immer noch sind, und zwar gänzlich ungeachtet der Tatsache, dass sich unsere Welt derweil und schon längst ganz, aber wirklich ganz anders entwickelt hat